WINES OF PORTUGAL: EINE ENTDECKUNGSREISE MITTEN IN MÜNCHEN
Der BMW Pavillon am Lenbachplatz ist ja weit mehr als ein weiteres Autohaus. Das gute Stück Münchner Innenstadtarchitektur ist als Eventhotspot gedacht. In der Funktion war ich schon aus den verschiedensten Anlässen in diesem Aquarium, drängelte mich zwischen Nobelkarossen und Accessoires hindurch, wunderte mich über die Akustik und freute mich über den U-Bahnanschluss vor der Tür. Jetzt also Wein aus Portugal. Garniert mit fachkundigen Erläuterungen von David Schwarzwälder, Portugiesischer Musik und einer Auswahl preisgekrönter Käse. Das war für die Weinprofis fast zu viel des Guten. Die gesichteten Kollegen Jens Priewe oder auch Rakhshan Zhouleh waren nach relativ kurzer Zeit nicht mehr vor Ort. Denn an die rund 150 Weine kam man nur schwer heran. Vor allem das fundierte Gespräch mit den anwesenden Winzern und Ökologen war fast unmöglich, was überaus schade war. Zu groß war der Antrag der Besucher. Denn portugiesische Weine in dieser Vielfalt sind selbst in der Weinstadt München schwer zu finden und zu probieren.
Trotz der nicht idealen Rahmenbedingungen gab es trotzdem einige interessante Weine zu entdecken. In der Kategorie "Weiss, Essensbegleiter" fiel mir der Casa Ferreirinha Planalto Reserve 2012 besonders positiv auf. Knochentrocken, mit schöner Nase (Stachelbeere und Holunder) pikanter Säure und einer angenehmen Cremigkeit am Gaumen. Die Rebsorten? Viosinho, Maivasia Fina, Gouveio, Códega. Mit irgendwie unbekannt, in dieser Zusammenstellung hatte es etwas von Suavignon Blanc. Um mal die Geschmacksrichtung vorzugeben. Etwas bekannter dann die Rebsorte des 100% Viognier von Terra D'Alter, Verdelho 2012. Helles Gelb mit grünen Reflexen, blumige Frucht in der Nase. Auch hier präsente Säure unter der Melonenaromatik. Mit guter Länge ein veritabler Begleiter von Fisch (gedünstet, Lachs, Forelle) mit leichter Gemüsebegleitung. Und bei Preisen unter 10 € auch für den täglichen Genuss geeignet. Ein dritter Weisswein mit gastronomischem Potential der Vale da Poupa 2012 von Secret Spot Wines.
Der Poupa (auf Deutsch: Wiedehopf) macht zuerst durch seinen intensiven Passionsfruchtduft auf sich aufmerksam. Diese Fruchtigkeit setzt sich im Mund fort, dazu kommt eine schöne Mineralität, die dem Wein regelrecht Grip verleiht. Mittlere Länge und Lagerpotential. Und wenn wir schon mal am Stand sind: Vor allem bei den Roten hatte Secret Spot Wines einiges zu bieten. Der Einstiegswein Rhea 2012 ist noch ein anständiger Begleiter zu deftiger Küche (Pizza, Pasta, Grill), die Reserva steigert das Vergnügen. Wobei hier schon ein Satz über die Weinbereitung auf Secret Spot verloren werden sollte. Die Weine werden im gemischten Satz angebaut, bis zu 15 Rebsorten tummeln sich da nebeneinander im Weinberg. Der ein wirklicher ist, terrassiert, mit 2 - 3 Rebzeilen pro Etage. Vergoren wird spontan, alte Reben heisst hier mindestens 60 Jahre, Holzfässer sind auch bei den einfacheren Weinen Standard. Das schmeckt man, alle Weine sind komplex und vielschichtig, auf Lagerfähigkeit ausgelegt. Das gipfelt im Secret Spot 2007, einer Einzellage deren Lage nur Senor Cunha und seinem Kompagnon bekannt ist - daher auch der Name des Weins. Lediglich 2000 Flaschen werden von dem 16,5° Monster gemacht, dass trotz des Alkohols überhaupt nicht schwer daher kommt.
Hier haben auch ein paar Hefen aus dem Glas nachgeholfen bei der Gärung, alle anderen wären bei dem Alkohol schon lange abgestorben. Der Wein: Tiefdunkelrot, mit einer veritablen Pflaumennase, Fliederbeere, im Mund unheimlich dicht und extraktreich. Der hört gar nicht mehr auf nachzuklingen - ohne den Mund zu verkleben, die lebhafte Säure lässt ihn ausgesprochen leicht wirken. Ein absoluter 'Non-spit-wine'. Grandios. Und das man auf Secret Spot etwas von hochreifen Trauben versteht, belegt auch der Secret Spot Casco VII 40 years. Im Prinzip ist das ein Wein aus Moscatel Rosinen. Aber was für einer ... bei diesem Extrakt und diesem Restzucker soviel lebendige Trinkfreude. Erstaunlich und unvergesslich. Wer immer von dieser Rarität etwas ergattern kann - bitte melden. Ich komme! Ein weiteres Highlight bot die Quinta das Marias. Der Schweizer Peter Eckert lebt seit über 20 Jahren im Dao und vinifiziert Weine, die in ihrer Stilistik und Erhabenheit eher an das Burgund, genauer Pommard denken lassen.
Die unterschiedlichen Cuvées werden in Größenordnungen von 4 - 5.000 Flaschen produziert. Da sollte man sich bei Zeiten um Reservierung bemühen. Der Alfrocheiro 2010 vereint Frucht, Frische und Komplexität mit überaus animierender Trinkfreude. Ein paar Jahre Flaschenreife dürften das Vergnügen noch steigern. Der Reserve Cuvée 'TT' setzt noch einen drauf. Tintengleich im Glas duftet er nach Heidelbeeren, die auch im Mund vorherrschen. Neben der süssen Frucht fallen die wie poliert wirkenden Tannine auf. Im gebrauchten Barrique ausgebaut, steht der Wein dicht, aber voller Eleganz im Glas. Überragt wird er nur von der Reserve "Touriga-Nacional" 2011. Ein schlafender Riese, der dank seiner eleganten Tannine und der feinen Säure ein langes Leben vor sich haben dürfte. Cassis, Brombeere und feiner Zedernduft lassen den Tourriga-Nacional zu einem Solotänzer werden. Leider war kein offener Kamin nebst bequemem Fauteuil in der Nähe - der Wein schrie geradezu danach.
Viel mehr Wein war dann nicht. Insgesamt habe ich rund 20 Weine geschafft. Und noch ein wenig Käse. Denn wie oben beschrieben, wurde auch das mit angeboten. Ein kurzer Geschmackstest zeigte: Das können sie auch, die Portugiesen. Aber neben einer Weinverkostung scheint mir nicht der rechte Platz dafür. Zu unterschiedlich ist doch die Aromatik, um mehr als eine Kombination vernünftig probieren zu können. Denn das zeigte für mich diese Veranstaltung ziemlich deutlich. Erstens hat Portugal ziemlich viel zu bieten in Sachen Wein und Käse. Und zweitens sollte man als Veranstalter nicht versuchen, vieles auf einmal und für alle präsentieren zu wollen. Weniger ist häufig mehr. Aber vielleicht bin ich da auch ein wenig zu streng. Denn den Besuchern hat es nach allem was ich gesehen habe, außerordentlich viel Spass gemacht. Und mir auch.
Schreit nach Fisch: Planalto Reserva |
This charming man: Rui Walter Cunha |
Hier haben auch ein paar Hefen aus dem Glas nachgeholfen bei der Gärung, alle anderen wären bei dem Alkohol schon lange abgestorben. Der Wein: Tiefdunkelrot, mit einer veritablen Pflaumennase, Fliederbeere, im Mund unheimlich dicht und extraktreich. Der hört gar nicht mehr auf nachzuklingen - ohne den Mund zu verkleben, die lebhafte Säure lässt ihn ausgesprochen leicht wirken. Ein absoluter 'Non-spit-wine'. Grandios. Und das man auf Secret Spot etwas von hochreifen Trauben versteht, belegt auch der Secret Spot Casco VII 40 years. Im Prinzip ist das ein Wein aus Moscatel Rosinen. Aber was für einer ... bei diesem Extrakt und diesem Restzucker soviel lebendige Trinkfreude. Erstaunlich und unvergesslich. Wer immer von dieser Rarität etwas ergattern kann - bitte melden. Ich komme! Ein weiteres Highlight bot die Quinta das Marias. Der Schweizer Peter Eckert lebt seit über 20 Jahren im Dao und vinifiziert Weine, die in ihrer Stilistik und Erhabenheit eher an das Burgund, genauer Pommard denken lassen.
Die unterschiedlichen Cuvées werden in Größenordnungen von 4 - 5.000 Flaschen produziert. Da sollte man sich bei Zeiten um Reservierung bemühen. Der Alfrocheiro 2010 vereint Frucht, Frische und Komplexität mit überaus animierender Trinkfreude. Ein paar Jahre Flaschenreife dürften das Vergnügen noch steigern. Der Reserve Cuvée 'TT' setzt noch einen drauf. Tintengleich im Glas duftet er nach Heidelbeeren, die auch im Mund vorherrschen. Neben der süssen Frucht fallen die wie poliert wirkenden Tannine auf. Im gebrauchten Barrique ausgebaut, steht der Wein dicht, aber voller Eleganz im Glas. Überragt wird er nur von der Reserve "Touriga-Nacional" 2011. Ein schlafender Riese, der dank seiner eleganten Tannine und der feinen Säure ein langes Leben vor sich haben dürfte. Cassis, Brombeere und feiner Zedernduft lassen den Tourriga-Nacional zu einem Solotänzer werden. Leider war kein offener Kamin nebst bequemem Fauteuil in der Nähe - der Wein schrie geradezu danach.
Viel mehr Wein war dann nicht. Insgesamt habe ich rund 20 Weine geschafft. Und noch ein wenig Käse. Denn wie oben beschrieben, wurde auch das mit angeboten. Ein kurzer Geschmackstest zeigte: Das können sie auch, die Portugiesen. Aber neben einer Weinverkostung scheint mir nicht der rechte Platz dafür. Zu unterschiedlich ist doch die Aromatik, um mehr als eine Kombination vernünftig probieren zu können. Denn das zeigte für mich diese Veranstaltung ziemlich deutlich. Erstens hat Portugal ziemlich viel zu bieten in Sachen Wein und Käse. Und zweitens sollte man als Veranstalter nicht versuchen, vieles auf einmal und für alle präsentieren zu wollen. Weniger ist häufig mehr. Aber vielleicht bin ich da auch ein wenig zu streng. Denn den Besuchern hat es nach allem was ich gesehen habe, außerordentlich viel Spass gemacht. Und mir auch.