LANGUEDOC HUHN: GIB DEM GOCKEL DIE ZIEGE!


Hühnchen und Käse sind keine ganz einfache Verbindung, wen man von simplen Überbackungsgeschichten einmal absieht. Das kräftige Aroma eines reifen Käses und die Zartheit einer Hühnerbrust gehen grundsätzlich nicht zusammen. Oder eben doch. Wie im diesem Rezept aus Frankreichs Süden. das ich vor Ewigkeiten mal im Katalog eines Weinhändlers gefunden habe. Wie er heisst habe ich vergessen - das Rezept nicht. 

Ich gebe zu: Es ist nicht ganz einfach die Zutaten für dieses eigentlich simple Gericht zusammen zu bekommen. Es braucht zum Beispiel einen wirklichen Gockel von mindestens 2 Kilogramm Gewicht. Ja, ich weiss, das ist nicht ganz einfach in den Tiefkühltheken dieser Republik. Aber TK Ware ist ohnehin ein ‚No-Go‘ wenn es um wirkliche Fleisch-Qualität geht. Also sollte man bitteschön nach einem ordentlichen Landgockel Ausschau halten, der vorab auch ein schönes Leben im Freien hatte. Es muss bei diesem Gericht einfach sein - und es lohnt sich. Wenn sich auf dem Bauernmarkt nichts findet - dann einfach hier schauen

Die gleiche Sorgfalt erfordert auch die Suche nach den Kräutern. Plündert die Fensterbank! Nehmt wirklich frische Zweige und zupft den Thymian von den Stängel - die Trockenware aus dem Glas mag ja vieles sein, wirklich aromatisch ist sie mit Sicherheit nicht.

Es gibt zwei Möglichkeiten für dieses Rezept. Variante 1 nenne ich mal vorsichtig die „Bauernvariante“. Einfach weil sie etwas rustikaler in der Zubereitung ist. Die Füllung wird vorsichtig unter die Haut der Poularde geschoben, die Haut lässt sich mit den Fingern ziemlich gut anheben. Das ist vom Gefühl her im ersten Moment etwas ungewohnt, macht aber von Minuten zu Minute mehr Spass. 
Variante 2 ist etwas eleganter, sieht auch nachher etwas edler aus bei Tisch. 

Jetzt aber das Rezept. Es braucht:
  • 1 große Poularde, min. 2 Kg.
  • 250 g Ziegenfrischkäse
  • 1 EL Thymianblättchen (frisch gezupft)
  • 1 TL Rosmarin (frisch, gehackt)
  • 4 Sardellenfilets
  • 5 Knoblauchzehen, geschält, grob geschnitten
  • 10 Schalotten
  • 2 Fenchelknollen (mit Grün) (je nach Größe auch mehr)
  • Olivenöl


Den Ziegenkäse, die Kräuter, die Sardellenfilets, eine Knoblauchzehe und etwas Olivenöl im Mörser zu einer cremigen Paste zerreiben. Ich füge den Ziegenkäse erst zum Schluss in die Paste, geht am einfachsten. Diese Creme wird dem Huhn unter die Haut geschoben. Das geht relativ einfach. Zuerst an den Rändern der Bauchhöhle mit dem Finger zwischen Fleisch und Haut fahren, die Finger langsam vorwärtsschieben. Haut und Fleisch lassen sich voneinander trennen, es ist nur eine durchsichtige Haut dazwischen. Das geht sogar bis über die Schenkel, einfach mal versuchen und sich wundern wie gut das geht. Jetzt wird die Creme genau in diesem entstandenen Hohlraum verteilt. Schön gleichmäßig und überall. Wenn  man diesen Schmierkram hinter sich gebracht hat, das Tier noch großzügig Pfeffern (Salz sollte genug in den Sardellen sein) und mit etwas Olivenöl beträufeln. In eine ausreichend großen Bräter legen, die Schalotten und die restlichen Knoblauchzehen dazu, etwas Olivenöl auch über sie. Und ab in den auf 180° vorgeheizten Backofen. Während der nächsten 45 Minuten kann man entweder das eine andere Fläschchen Rotwein trinken ODER den Fenchel putzen. je nach Größe vierteln oder achteln, er sollte schon noch als Fenchel zu erkennen sein. Etwas mit Olivenöl einreiben und nach einer reichlichen (also 65 - 70 Minuten) mit in den Bräter legen. nach meiner Erfahrung ist der ganze Gockel nach 90 - 110 Minuten fertig. Hängt ein wenig von der Größe des Tieres ab. Da erwarte ich einfach mal ein wenig Eigenverantwortung :-) 


Jedenfalls brauche ich zum sorgfältig tranchierten Tier nur noch grünen Salat, Baguette und Rotwein. Und sowohl des Tages Müh' und Plag' wie auch sonstige Vermaledeitheiten des Lebens sind vergessen. 




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