LANDERSDORFER & INNERHOFER: DAHEIM IM AUSLAND
Die größte Ruhe soll ja im Zentrum eines Tornados herrschen. Die Münchner Innenstadt ist vor allem im Sommer sturmdurchtost, Touristen aus aller Welt strömen durch die Strassen, erstürmen die Geschäfte und bevölkern die Cafés. Wohl dem, der da eine Oase in dieser innerstädtischen Hektik kennt, am besten noch mit Wohlfühlküche auf höchstem Niveau und bei sommerlichen Temperaturen natürlich mit Tischen auf dem Trottoir. Italianità à la Monaco im besten Sinne, vor allem wenn man über den Gehsteig hinweg, den italienischen Touristen die Tücken der Münchner Parkscheinautomaten erklären darf.
Der Münchner mag es gern gemütlich und ratschig. Besonders wenn es um die Einkehr in einen gastronomischen Betrieb geht, soll es bewährt und privat zugehen; man wird gern als Stammgast erkannt. Das wissen auch Johann Landersdorfer und Robert Innerhofer, ihr gleichnamiges Restaurant ist ein Ort der Gastlichkeit mitten in der Stadt. Mit allen Wesenszügen, die den passionierten Gastronomen auszeichnen, erkundigt man sich nach dem 'Zamperl' und gratuliert nachträglich zur goldenen Hochzeit, die in Venedig gefeiert wurde. In bester österreichischer Wirtshauskultur bleibt immer Zeit für einen Plausch mit den Gästen, trotzdem kommen Speisen und Getränke punktgenau auf den Tisch. Diese perfekte Selbstverständlichkeit des Service, ich glaube so etwas gibt es nur bei den Nachbarn im Südosten. Zum gelungenen ersten Eindruck tragen auch die blütenweißen Tischdecken bei, alle(!) Tische sind akkurat eingedeckt, egal wie betriebsam es zugeht.
"BITTEN, PLATZ ZU NEHMEN!" |
Zum Mittagessen erscheinen neben den Stammgästen auch die Damen und Herren aus den umliegenden Kanzleien und Büros, der schnelle Mittagslunch scheint eine gefragte Einrichtung zu sein. Das Mittagsmenü, bestehende aus diversen Vor-, Haupt-, und Nachspeisen die sich kombinieren lassen, steht für 25 € auf der Schiefertafel, da ist sogar noch ein Glas Weißwein drin. Natürlich aus dem Weinviertel, die Weingüter Setzer, Pfaffl und Klein stehen eigentlich immer auf der Karte. Was bei einem österreichischen Gastronomenteam nicht wirklich erstaunt.
TAGESKARTE |
Zum Veltliner Weinviertel DAC mundete der gemischte Salat. Viele frische Blätter, Stangensellerie verlieh ihm einen schönen Biss, ein erfrischend-cremiges Dressing umhüllte formvollendet, das im Haus gebackene Maisbrot war eine knusprig leichte Ergänzung. Die Kalbfleischpflanzerl vom jungen Küchenchef Mathias Grimm kamen auf einem sämigen Risotto. Zart und fluffig die kleinen Fleischbällchen, rohe Champignons waren darüber gehobelt. Seine Küche kommt ohne Kügelchen oder Gels aus, dafür war das Gemüse im Risotto abwechslungsreich (Pfifferlinge, Zucchini, Bohnen, Karotten und Champignons ) und auf den Punkt gegart. Ein Bratenjus sorgte für zusätzliches Aroma und unterstützte die angenehme Schlonzigkeit des Risottos.
RISOTTO | GEMÜSE | KALBFLEISCHBÄLLCHEN |
Es sind ja häufig die kleinen Dinge, die nach einem Restaurantsbesuch im Gedächtnis hängen blieben. Im Landersdorfer & Innerhofer gibt es zum Kaffee ein hausgemachtes Cantuccini, das so gar nichts mit den betonharten Exemplaren der Espressoketten zu tun hatte. Locker, zart nach Vanille duftend und durchsetzt mit mürben Mandeln, gäbe eine Handvoll von Ihnen auch ein veritables Desert ab. Daran werde ich mich erinnern!
WEINVIERTLER VIERTEL GEHT IMMER |
Ein 'Problem' hat es aber dann doch gegeben, bei diesem kleinen Mittagsausflug ins befreundete Ausland. Das Aufstehen um wieder an den Schreibtisch zu gehen fällt außerordentlich schwer, trotz - oder wegen? - das hervorragendem Espressos. Noch ein Viertel von dem Grünen, a bisserl sitzen bleiben, den Damen nachschauen - ist eigentlich irgendwo die Sigi Sommer Stelle noch ausgeschrieben? Ich würde mich bewerben und diesen Platz zum Büro machen …
Hinweis: Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Culinarium Bavaricum