TERRAZAS DE LOS ANDES: MALBEC KANN SPASS MACHEN


Der Fussball Rausch ist vorüber, Zeit sich wieder um die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu kümmern. Um Wein, um ein Beispiel zu nennen. Aber so ganz ohne einen Bezug zum Fussball kann ich die letzten Tage dann doch nicht ziehen lassen und widme mich einem argentinischen Gewächs, das in Europa so gut wie gar nicht mehr ins Glas kommt. Fast dreiviertel aller Malbec-Reben stehen heute in Argentinien, im Ursprungsland Frankreich ist die bisweilen sensible Traube ein wenig ins Hintertreffen geraten. 


Ich habe das Weingut Terrazas nie wirklich auf dem Schirm gehabt, ich bin ehrlich gesagt kein großer Freund von Übersee Weinen. Das hat noch nicht mal irgendwelche ideologischen Gründe - es ist häufig einfach nicht spannend und originell genug, was da in den USA, Australien, Chile, Neuseeland und Argentinien auf die Flasche kommt. Technisch gesehen ist es fast immer o.k., sauber gemacht, sortentypisch, sehr schnell zugänglich. Aber auch immer ein wenig uniform, nicht eigenständig oder gar eigenwillig, zu sehr auf Everybodys Darling getrimmt. Das lag ganz sicher auch immer an den Rebsorten die da auftauchten, Chardonnay und Sauvignon blanc bei den Weissen, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir bei den Roten. Wenn es (autochthon) wurde, wie dem Zinfandel in Kalifornien, beim Shiraz aus Australien oder dem Malbec aus Argentinien, fand ich das Ergebnis in aller Regel deutlich interessanter. Das sind Geschmacksmuster, die es so in Europa kaum gibt. Und mich gerade deshalb reizen.
Eine Gelegenheit meine (Vor-) Urteile gegenüber Übersee Weinen abzubauen, bot sich bei der Präsentation des Weinguts Terrazas in München. Der heimische Markt ist für Terrazas der Wichtigste mit bis zu 25% Absatz, gefolgt von den USA, Brasilien und Europa. Und an den Geschmacksvorlieben dieser Märkte orientiert sich der Weinmacher Gonzalo Carrasco bei der Arbeit.


Mein erster Malbec aus dem Hause Terrazas war der einfache 2011. Im Glas ein undurchdringliches Schwarz-rot, lila Ränder. In der Nase Brombeeren, Holz, Vanille, Rauch, Torf - ich muss tatsächlich an Malt-Whiskey denken. Im Mund süss, kräftig, erstaunlich feines und zurück haltendes Tannin. Auf den Zähnen nur leichter Pelz. Dann im Abgang zuerst der Alkohol, Gerbsäure und ein Hauch Minze. Bleibt am Gaumen haften. Ist weit weniger 'international' als die Herkunft vermuten lässt. Das ist eher wie ein Cahors, der gefallen will. Und es auch schafft.


Deutlich darüber rangiert der Terrazas Single Vineyard 2009 Las Compuertas: Die Farbe ist konzentrierter Fliederbeersaft. Tiefschwarz mit kaminroten Rändern. In der Nase Brombeermarmelade, intensiv schwarzfruchtig. Da spürt man schon die süsse Frucht. In der Nase auch Pfefferminze, schwarze (dunkle) Schokolade. Und im Mund süss, fruchtig, Maraschino Kirschen kommen in den Sinn. Im Hintergrund aber richtig knackige Gerbstoffe. Die kleiden den Mundraum aus, bleiben hinten an den Zähnen hängen. Der Wein hat Grip, ähnlich wie ein Madiran, aber in Summe viel eleganter und zugänglicher. Das ist insgesamt überraschend frisch und macht Lust auf den nächsten Schluck. Vor allem zum Côte de Boeuf ein treffliche Wahl. Mir fehlt allerdings die Überraschung. Sämtliche Geschmackskomponenten sind wohl geordnet, Frucht-Gerbstoffe-Säure alles ist in perfekter Balance. Und genau da wo ich es erwarte. Nur: Wo ist die Kante, die Überraschung, die Unwucht? Der Wein ist groß, ganz sicher, geschmeidig und perfekt wie ein S-Klasse Benz. Aber was soll ich tun? Ich steh auf Lotus, Morgan und Alfa. Ach ja: Mein Glas bekomme ich auch nicht mehr sauber, das ist so intensiv gefärbt .... Und noch was: Klar hat er eine Menge Alkohol (15,0 % Vol.) - aber die stören mal so überhaupt nicht. Ein reichhaltiger Wein der bestimmt viele Fans finden wird. Wenn sie ihn denn finden. Denn wie gesagt: Europa - und damit Deutschland sind bestenfalls ein nice to have market. Aber die Suche lohnt sich. 



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