TANTRIS NATURAL WINEBAR: KEINE BERÜHRUNGSÄNGSTE, BITTE!

Dass die bayerische Landeshauptstadt in Sachen "Weinbar" ziemlichen Nachholbedarf hat, ist jedem Wein trinkenden Bewohner Münchens ziemlich klar. Und auch in diesem Blog ist darüber schon breit geklagt worden. Umso erfreulicher, dass mitten im Herzen der Stadt die Tantris Natural Winebar seit wenigen Wochen das Bedürfnis nach einer guten Flasche Wein im angenehmen Ambiente aufs Trefflichste stillt. 


Beim Stichwort 'Tantris' schrillen bei vielen Menschen immer noch die Alarmglocken, ziemlich viele, vor allem falsche Assoziationen werden mit dem Wort verbunden. Teuer, versnobt, steif, altmodisch, abgehoben ... die Liste lässt sich fast beliebig verlängern. Und wird vor allem von Menschen gepflegt, die nie einen Fuss über die Schwelle des dienstältesten deutschen Sternerestaurants gesetzt haben. Und wenn das Tantris auch noch in der Brienner Strasse 7 eine Weinbar eröffnet, dann MUSS das doch ein überteuerter Nobelschuppen für Bestverdiener sein, denen man mit überteuerter Lümmelbrause das Geld aus der Tasche ziehen kann. 

Ist es aber eben leider gerade nicht.

Was Sommelier Stefan Peter und sein junges Team in den hohen Räumen anbieten, ist unkomplizierter Weingenuss. Ohne Chichi, ohne Berührungsangst. Kenntnisreich. Spannend. Und trotzdem auf dem hohen Gastroniveau, dass auch im Stammhaus selbstverständlich ist. Beispielhaft steht der Umgang mit dem Wein: Jedes Glas und jede Karaffe wird aviniert, zu jedem Wein gibt es neue und jeweils passende Gläser. Also das ganz große Serviceprogramm der Spitzengastronomie. Und hier gleichermaßen gekonnt und locker praktiziert. Seit Felix Eichbauer seinen Vater Fritz in der Geschäftsleitung des Tantris - und damit auch der Tantris Natural Winebar - unterstützt, scheint sich Einiges zu ändern, wird der Umgang des Personals lockerer, scheint man sich einem jüngeren Publikum öffnen zu wollen. Als ich vor wenigen Wochen im Tantris war, hatte ich genau diesen Eindruck. Die Winebar ist ein weiteres Indiz dafür.



Auf der Weinkarte finden sich ziemlich viele sogenannte Naturweine, viel Orange, wenig Schwefel, viele biodynamisch angebaute Weine. Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich ... Das Weinangebot in der Tantris Natural Winebar ist nicht nur ausgesucht und geschmackssicher. Es ist auch erstaunlich fair bepreist. Gehört sich ja eigentlich nicht - aber ich nenne mal Zahlen: 2011 Blaue Libelle Sauvignon Blanc von Tscheppe steht mit 38,- € auf der Rechnung, der Rami von COS kostet 31,- € und der No wine's land - ein herrlich saftig-strenger CdR - ging für 36,- €. Das sind in der Spitzengastronomie wirklich faire Preise, vor allem wenn man den perfekten und aufwändigen Service berücksichtigt. Und laut Stefan Peter sollen die Preise auch mehr oder weniger so beibehalten werden. Notwendige Anpassungen durch neue Jahrgänge und damit verbundenen Preisveränderungen seitens der Winzer eingeschlossen. Ach ja - auf Anfrage werden alle Weine auch glasweise ausgeschenkt. 


Über die Küchenleistung kann ich nicht wirklich viel sagen - die Tagesgerichte - die im Stammhaus gekocht werden - waren aus und es gab 'nur' noch frisch Geschnittenes von der Berkel. Lardo, Bresaola und Parmaschinken liegen pro Portion um die 8,- €, auch das geht angesichts der Menge und der Qualität völlig in Ordnung. Besonders der Lardo ist zu empfehlen, schmelzend zart und nicht zu salzig, harmonierte er perfekt mit dem No wine's land, ein Côtes de Rhône von Matthieu Barret. 

Also - mögliche Vorbehalte gegenüber dem Namen und der Lage über Bord werfen und der Tantris Natural Winebar eine Chance geben. Das Team hat es verdient und wer weiss, wie lange es den Laden geben wird ... könnte sein das Ende 2015 schon wieder Schluss ist mit dem Weintrinken in der Brienner Strasse ...


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