DEVON, BLAUSCHIEFER UND FELS: MINERALRIESLINGE VON ALEX LOERSCH

Man kann als Weintrinker zu Weinführern - wie dem Gault Millau - stehen wie man will. Aber wenn ein junger Mann, im Zeitraum von 2005 bis 2013, den väterlichen Betrieb von unbekannt bis auf drei Trauben bringt und auch noch den Riesling Erzeuger-Preis 2013 bekommt, dann muss schon was dran sein am Hype. Alexander Loersch ist so etwas wie der Mann der Stunde an der Mosel. Bei einer Stippvisite des umtriebigen Herrn in München, konnte ich den Winzer und seine Weine näher kennen lernen. 
Ein wenig ausser Atem ist der junge Mann, der da zur Tür reinkommt. Auf dem Weg von der Mosel nach München hat er die Leiden des vorweihnachtlichen Autoverkehrs kennen gelernt. Stau, schlechtes Wetter, Baustellen. Trotzdem schafft er es noch rechtzeitig zur Weinprobe in München. Sein dortiger Händler lädt zu regelmäßigen Verkostung des Gesamtprogramms, Alex Loersch und seine Weine sind so etwas wie das Sahnehäubchen an diesem Abend. Was durchaus Ernst zu nehmen ist. Denn Loersch und seine  Weine sind im deutschsprachigen Raum so etwas wie das 'Ding der Stunde'. Sein Weinstil findet in Fachpresse und beim Publikum immer mehr Zuspruch, viele seiner Weine sind ab Hof ausverkauft, die ersten Anfragen aus Übersee trudeln ein. Und werden die Lage für den Weinfreund weiter verschärfen. Es läuft gut für den Leiwener Winzer. Eine Entwicklung die vor Jahren nicht absehbar war. Denn Alexander Loersch wollte bestimmt vieles werden. Aber ganz sicher nicht Winzer, wie sein Vater.

Winzer - Nein, danke!


Mit der Kollektion ist gut lachen: Alexander Loersch
Obwohl auf dem Weingut Loersch-Eifel, dem elterlichen Familienbetrieb, seit 1640 Weinbau betrieben wird, entschied sich Alexander erstmal für eine Ausbildung zum Schreiner. Mit der unglaublich schlüssigen Erwartung verbunden, dass man ebenda weniger arbeiten müsste als auf einem Weingut. Und jetzt keine blöden Assoziationen von Winzer und Schreinern, bitte. Das es im Handwerk auch nicht zugeht wie auf dem bekannten Ponyhof, hat Alex ziemlich schnell rausgefunden. Genauso wie die Tatsache, dass ihm das Thema 'Wein' doch deutlich mehr im Blut und am Herzen liegt, als vermutet. Also wurden Säge und Hobel an den Nagel gehängt und eine Winzerlehre begonnen. 2002 stieg er dann voll in den elterlichen Betrieb ein. Und eigentlich ging es von da an nur noch bergauf. Die Weine wurden anders ausgebaut, die Etiketten gewechselt, das "-Eifel" im Namen gestrichen. Das war nicht immer alles völlig reibungslos mit dem Vater zu machen - aber heute ist der Senior dann doch schon ziemlich stolz auf den Junior. 

"Was im Weinberg gewachsen ist, versuchen wir im Keller zu halten."


4,5 ha hat Alexander Loersch unter Reben, vor allem in den Trittenheimer Premium Lagen  Apotheke und Altärchen. Das reicht für rund 40.000 Flaschen im Jahr. Viel mehr will er auch nicht. Die aktuelle Betriebsgröße ist für ihn - mit Unterstützung durch die Eltern - gut zu handeln. Mehr Größe bedeutet aus seiner Sicht weniger Kontrolle. Vor allem im Weinberg. Seine Weine werden zu 100% spontan vergoren, bis hin zur Literware, sofern der Jahrgang es zulässt. Man merkt es den Weinen an, die alle eine sehr ausgeprägte Aromatik haben und bei längerem Luftkontakt immer ausdrucksstärker werden.

Aus der aktuellen Kollektion habe ich zwölf Weine probiert. Die besonders interessanten Weine aus meiner Sicht:
Blauschiefer Riesling 2012: Feine gelbe Früchte, Feuerstein, präsente Säure, trocken. Für den Preis unschlagbarer Genuss und mit Sicherheit Lagerpotential. Kaufen was da ist!
Riesling Kabinett 2012 Trittenheimer Altärchen: Gelbe Früchte, ein Hauch Zitronendrops, frisches Weissbrot. Salzige Mineralität. Noch sehr jung.
Vogelsang 2011 Trittenheimer Apotheke Spätlese: Verhaltene Nase, dichtgepackte Mineralität, mundfüllend. Etwas medizinal. Ausgesprochen kräftiger Bursche. Lagerwein.
Devon Terrassen 2012 Trittenheimer Apotheke: Eher Birne als Apfel in der Nase. Feuerstein. Knochentrocken. Sehr, wirklich seeehr mineralisch. Kantige Struktur. Würde ich mindestens 3 Jahre weglegen. Mindestens.
Fels-Terassen 2012, Trittenheimer Apotheke (feinherb): Großartiger Spass im Glas. Die Mischung aus Frucht und Mineralität mit einer schönen Spur Restsüsse. Richtig lang.
Alte Reben Auslese 2009: Yeah, Yeah, Yeah. Einfach umwerfend. Großartiges Süss-Säurespiel. Unglaubliche Länge. Sauber, klar, extrem gutes Lesegut muss das gewesen sein. Irre!



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