WIESNGLÜCK: HARRY MIT BERNI, RICHIE UND DEM JO AUF A MASS



Der Richie wollte auch nicht wirklich, der Berni ist sowieso dagegen. Und ich will ja seit 20 Jahren nicht mehr auf die Wies'n. Wohl auch, weil ich damals mit meinem Spezl Olaf unsere Söhne verloren hatte im Gewühl. Und wir zwei Stunden mit seinen Krücken und meiner heulenden Tochter auf der Wies'n rumgesucht hatten und mit einer Scheissangst um die beiden Ausreisser im Gnack. Aber der Jo hat keine Ruhe gegeben wegen der zu erwartenden Gemütlichkeit und gemeint, dass meine Söhne ja nicht dabei wären und es deswegen schon gehen tät, wenn wir auf die Oide Wiesn gehen. 


Und weil man dem Jo auch irgendwie nie wirklich etwas abschlagen kann, sind wir dann doch auf die Wiesn gegangen. Mit dem 62er kommt man ja auch wirklich kommod dahin. Ohne die ganzen Auswärtigen, die sich lieber in der U-Bahn drängeln, weil da die Herren und Damen von der MVG am Bahnsteig den Animateur machen. Das soll ja ein tolles Spektakel sein, wenn es durch die Röhre hallt: "Zuuuurrrrückbleibnaaa, .... des gilt auch für die Herren mit die Spargelhaxn da vorn!". Ein echter Brüller, haha. Also 62er. Was ohnehin viel besser ist, weil der hält an der Hans-Fischer-Strasse. Und da kommt man von hinten auf die Wiesn und muss nicht mit den U-Bahn Komikern vorne durchdrängeln. Mit dem Richie hatten wir uns in der Ochsenbraterei verabredet. Da sind wir dann auf dem Weg vom Bus an Europas grösster öffentlichen Bedürfnisanstalt vorbeimarschiert. So hat der Harry den grünen Wall zur Bavaria getauft, weil da doch immer die ganzen Italienern hinbieseln wenn sie einen Rausch haben vom Wiesnbier.






Was aber wirklich neu war für uns alle, war die Wiesnkantine. Links hintern Schottenhamel steht so ein schmuckloser Container wo die ganzen Wiesnmitarbeiter auch mal was essen können. Denn die Preise in den Zelten stehen in keinem Verhältnis zum Verdienst der Sicherheitskräfte und Aufbau- Leute, haben wir uns gedacht. Und uns gefreut dass die Burschen für fünfachtzig einen Schweinsbraten bekommen, was ja ein anständiger Preis ist, wenn man sich's genau überlegt. Aber wir wollten ja zur Ochsenbraterei, wo der Richie schon gewartet hat. Und wie wir angekommen sind, war der Richie auch schon da und wir sind ins Zelt rein. Aber da war es voll. Auf dem Schild über der Tür hatten sie gleich hingeschrieben wo man überhaupt nach einem Platz suchen könnte. Reihe 10 bis 16 ohne Reservierung. Aber da war es voller Italiener. Und der Italiener als solcher mag es gern laut. Und der Italiener auf der Wiesn sogar noch lauter. Wir aber eher nicht so. Weil das beim Trinken ziemlich stört. "Dann zahln mer halt Eintritt und gehn auf die Oide Wiesn" hat der Jo gemeint. Weil der wusste noch vom vorletzten Jahr wo es auch eine Oide Wiesn gab, dass es dort einfach leiser und gemütlicher war. Für 3 Euro Eintritt sind wir in die Oide Wiesn reingekommen. Wir haben dann im Biergarten vorm Herzkasperlzelt einen guten Platz gefunden. Mit freiem Blick auf die Bühne. Weil das hat sich gelohnt, denn da war so ein fescher Damenviergesang am Werk. Die haben ganz entzückende Anzüglichkeiten zum Besten gegeben mit Begleitung von ebenso feschen Herren. Vor allem die Geschichte vom Bauern der durch eine Ritze in der Stalltür gebieselt hat, worauf auf der anderen Seite der Tür die Sense umfiel, was an seinem besten Stück für einen schmerzhaften Schnitt gesorgt haben soll, wie die Damen zu besingen wussten. Sehr schön gereimt hat sich das, Ritze und Spitze.




Der Richie hat dann gemeint: "Wenn a Madl mit a Brezn vorbeikäm, würd ich eine nehmen", was aber rein gar nichts mit der aufkommenden allgemeinen Anzüglichkeit zu tun hatte, sondern nur mit der Brezn. Weil die singenden Damen so fesch waren, fanden sich ein paar junge Herren, die gemeinsam mit ihnen singen wollten. Inhaltlich ging es jetzt um ein Frederikerl, die weder ins Gras, noch ins Heu, geschweige denn ins Bett mit dem besungenen Herrn wollte. Ganz schön anzüglich diese junge Landbevölkerung. Und ein Bier haben wir dann auch noch getrunken. Das kam stilecht im Keferloher daher, was ein altmodischer Steinkrug ist, und schmeckte sehr gut. Genauso wie das Wiesnhendl. Wir haben aber das Normale genommen, weil das Biohendl für 17,20 Euro war dann doch ein bisserl arg teuer, wie wir gefunden haben. Weil man ist ja zum ´Trinken auf der Wiesn. Was der Jo ziemlich ernst zu nehmen schien. Jedenfalls hatte er die Mass wieder mal als erster leer und wollte gleich noch eine. Aber da waren wir dagegen. Denn man will ja auch mal anderes probieren. Weshalb wir zum Augustiner rüber sind. Ist ja eh das beste Bier der Stadt. Da war gender technisch allerdings einiges im argen. Eine junge Dame nahm die Bestellung auf, und kurz darauf kam ein Flori und schleppte das Bier. Ganz schön dick diese Rollenklischees. Aber sie brauche die Kraft für die letzten Tage, sagte die Dame und dann muss der Flori eben schleppen. Da wollten wir uns eigentlich gar nicht so einmischen und haben dann lieber mal getrunken bevor das zu privat wird. Das Bier war richtig gut, schön hopfig, rund im Geschmack und nicht zu malzig.





Ein schönes Münchner Märzen, kann man sagen. Schade nur, dass es jetzt zu regnen anfing. Da musste man natürlich erst einmal das schöne Bier schützen, was wir mit der Speisekarte versucht haben. War aber nix, Papier weicht durch. Der Harry hatte in seiner Jacke aber noch eine Stofftragetasche. Die haben wir über die Bierkrüge, die ja eigentlich Keferloher sind, gelegt und das hat schön dicht gehalten. Ganz besonders hübsch war der Aufdruck auf der Tasche "Kenner trinken Württemberger" stand da zu lesen.Am Nachbartisch kam ein alter Bekannter zum Einsatz: der Jutta'sche Bierbankwischer. Den kannten wir schon aus Franken. Nach wie vor sehr praktisch das Ding. Weil man vom ganzen Bier auch mal wo hin muss, sind wir dann mal kurz ums Eck. Da kamen wir an einem Fahrgeschäft vorbei, 'Raupe' haben wir das in meiner Jugend genannt. Das ist so ein im Kreis fahrender Bandwurm, wo das Verdeck gegen Ende der Fahrt zugeht und dann kann man knutschen. Stilecht lief dann auch noch Hank the Knife and the Jets 'Guitar King'. Da wurde ich dann doch ein wenig sentimental. Aber das verging schnell wieder, weil wir ja noch eine Mass bestellt haben beim Flori. Damit er nicht das Gefühl hat, nur ein Schlepper zu sein. Und wurden dann noch recht philosophisch nach der dritten Mass und wir sprachen aus gegebenem Anlass über das umgekehrt proportionale Verhältnis von Gamsbartgröße zu Zipfellänge. Und dann haben wir noch übers Alter gesprochen und das der Richie 5.000 Weine im Keller hat. Und das man sich eine Altenpflegerin suchen sollte. Und der Jo einen Krankenpfleger. Was ja auch ginge. Dann haben wir noch einen Schnaps getrunken. Welcher 7.20 € gekostet hat. Was aber daran lag, dass es 5 cl waren. Aber dann sind wir doch mal zum Bus gegangen um heim zu fahren, mann soll ja aufhören wenns am Schönsten ist.



Um 19:29 waren wir dann wieder im 62er. Aber so richtig aufhören wollte der Jo dann doch noch nicht und meinte, dass wir nur wenn wir wollten schon noch eine Flasche Wein trinken könnten bei ihm. Weil wir hätten ja jetzt Zeit, die Streifenkarte ist ja schliesslich 3 Stunden gültig, nachdem man abgestempelt hat. Aber der Jo wollte die nette Brünette die an der Elsenheimer eingestiegen ist, nicht auch noch einladen. Wegen privater Verwicklungen und so. Und da hab ich gedacht, dass ich direkt heim fahrn könnt. Was ich ja auch gemacht hab dann. Was ja auch gut war. Ist ja anstrengend so eine Wiesn.

P.S.: Wer selber mal Blasmusik machen möchte, kann das hier tun: Blasmusik

















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