WEINVIERTEL DAC: SCHLENDERND UND SCHLEMMEND DURCH MÜNCHEN


Der legendäre Sigi Sommer war ein ernsthafter Spaziergänger. Auf seinen Wanderungen durch die Stadt fielen ihm immer wieder Kleinigkeiten ins Auge, die er in launiger Art unter dem Pseudonym ‚Blasius’ in der Münchner Tagespresse veröffentlichte. Daran fühlte ich mich erinnert, als das „Weinviertel“ zum Flanieren durch die Stadt einlud, genauer, in ausgesuchte Restaurants, in denen in den nächsten Wochen Weinviertel DAC Weine ausgeschenkt werden. "Weinviertel in Deinem Viertel", heisst die süffige Aktion.




Und mal im Ernst - wer könnte da widerstehen. Bei strahlendem Wetter mit dem einen oder anderen Glas kühlen Grünen Veltliner in der Hand, ein paar feine Häppchen dazu, das Ganze in angenehmer Gesellschaft. So die Rahmenbedingungen. Gestartet wurde im Sophia’s, der Bar im Hotel Charles. Zu Kalbsrücken mit marinierten Gemüsen, confiertem Schweinebauch, roh mariniertem Lachs und Grünem Veltliner aus der Magnum vom Bioweingut Weber. Stilecht würde ich mal sagen. Und faszinierend stimmig. Grüner Veltliner ist nicht von ungefähr so beliebt in seiner Heimat Österreich. Er ist mit seiner unaufdringlichen Art, der Frische und Cremigkeit, gestützt von leichter Würze, ein sehr anpassungsfähiger Tischgeselle. Guter Start, gute Reise. Quer durch die Innenstadt, vorbei am Wittelsbacherbrunnen, ein wenig Windowshopping in der City - und rein in den Gesellschaftsraum.



Hausherr Bernd Arold stellte (natürlich) kein Fingerfood auf den Tisch. Das wäre für den Wirbelwind Arold, der mit ständig neuen, verrückten Einfällen seine Gäste überrascht, einfach nicht schräg genug. Zum Grünen Veltliner Hermannschachern vom Weingut Taubenschuss gab es ein ‚Bastelessen. Auf den Tisch gestellt wurde: Heiße Suppe aus einer kleinen Flasche, Passe Pierre, Scampi und Kaninchen in einem Kaffeefilter, ein cremiger Schaum im Glas. Der Filter wurde auf das Glas gesetzt, die heiße Suppe durch den Filter gegossen. Suppe und Schaum verbanden sich, der Inhalt des Filters war warm. Das Ganze konnte nun miteinander gegessen/getrunken werden, Suppe mit Gemüse, Scampi mit Suppe. Dazu immer wieder ein Schluck Taubenschuss, erfrischend, belebend, - der Gaumen hatte gut zu tun, ein Feuerwerk von Sinneseindrücken. Würzig, sauer, cremig, heiß, kalt, weich, crunchy. Wurde irgendein Sinn eigentlich nicht gekitzelt? 



Um die Sinne zu ordnen, erstmal wieder auf die Füsse, quer durch Tal und Viktualienmarkt in Richtung Sendlinger Tor, zum Finale ins Usagi. Und da stehen gleich drei Veltliner auf der Karte. Das wundert nicht wirklich - denn zur asiatischen Küche, wie im Usagi, ist Grüner Veltliner ein kongenialer Partner. Also los … Weingut Zuschmann-Schöfmann DAC 2016 zum Gurken Kimchi und roh marinierten Krabben die Schärfe der Speisen war bestens aufgehoben in der zarten Cremigkeit des Weins, die Säure brachte Frische. Noch mehr Körper dann vom Weingut Setzer Grüner Veltliner Reserve «8000» 2016. Dazu gefüllte Teigtaschen, Gyoza, würzig, üppig, viel Umami - für den kraftvollen Setzer kein Problem. Und die Würzigkeit auf dem Teller und im Glas ließ sich noch steigern. Spareribs, fast schwarz, butterzart, von intensiver Marinade überzogen und durchdrungen - eigentlich ein Fall für kaltes Bier. Denkste! Noch eine Reserve, diesmal Grüner Veltliner vom Weinhof Uibel, der Hundsberg 2015. Mit ein wenig Belüftung lief der Wein zur Höchstform auf, spielte geradezu mit den Ribs, war zu keiner Sekunden im Hintertreffen. Was für eine Kombination - was sich nicht zuletzt daran zeigte, dass doch deutlich mehr als ein Glas getrunken wurde … 




Zum Glück für die mit Erschöpfung kämpfenden Teilnehmer steht in den Restaurants, die an der Aktion Weinviertel in Deinem Viertel teilnehmen, ein orangefarbener Liegestuhl vor den Lokalitäten. Eigentlich dazu gedacht, für die Aktion zu werben. Aber auch als Ruheplatz macht der Stuhl ‚bella figura‘. Einfach rundum durchdacht, diese Initiative. Danke Weinviertel!


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