SPARGEL, MÖRDER UND SILVANER: DIE SAISON IST ERÖFFNET

Noch schräger kann ein Blogpost kaum betitelt werden. „Spargel, Mörder und Silvaner“, das kann ja nur ein Rechtschreibfehler, wenn nicht sogar eine geistige Verirrung sein, möchte man meinen. Ist es aber nicht. Denn passend zum Spargelanstich in Bayern - am 12. April - kommt via Mailankündigung ein Buch mit dem schönen Titel Der letzte Spargel von Alexa Rudolph auf meinen Schreibtisch. Dann stimme ich mich doch mal mit Literatur auf die nächsten Wochen ein …


Spargel habe ich in diesem Jahr noch keinen auf dem Teller gehabt, ich bin da Traditionalist. Die aus fernen Ländern stammenden, vorzeitig die Teller erobernden blassen Stangen, die vereinzelt in der Gastronomie auftauchen, sind meine Sache nicht. Zuwenig Geschmack, zu wenig Heimat. Wahrer Genuss braucht Zeit und Geduld, da gehe ich mit der Dame im angesprochenen Kriminalroman völlig konform. Nur hoffe ich, dass ich im Gegensatz zur ihr, die Spargelsaison bei bester Gesundheit überstehe, und nicht wie die Dame ende. Mehr will ich nicht verraten, die Spoilergefahr ist zu hoch. Nur soviel: Die Soko Spargelesserin - was für ein Name - kommt am Ende ans Ziel. 

Der letzte Spargel - Einstimmung auf die Saison
Neben den köstlichen Spargelstangen, denen der Kopf abgebissen und deren Rest, verarbeitet zu einer Mousse, auf dem Teller landen soll, tauchen auch noch Spargelcremesuppe und klassischer badischer Spargel auf, mit Kratzete und Hollandaise. Womit klar wäre, dass die Handlung in der Zeit zwischen April und Juni angesiedelt ist. Das ist alles recht launig und überraschend geschrieben, der aus dem Rollstuhl ermittelnde Kommissar Poensgen ist originell genug gezeichnet, um die Spannung aufrecht zu halten. In Summe ein wunderbarer Regionalkrimi, der die Zeit bis zur Spargelsaison unterhaltsam überbrückt. Schlüssig sind Tat und Ermittlung, appetitanregend die Beschreibung der Mahlzeiten. Bis auf eine Kleinigkeit, womit wir wieder bei der Überschrift wären. Denn Kommissar Poensgen ist Lokalpatriot, was seine Wahl eines Grauburgunders als Begleiter zum Spargel erklärt.

Das kann man natürlich auch mal ausprobieren, aromatisch könnten sich die beiden ganz gut ergänzen. Ich werde aber auch in diesem Jahr mein Herz wieder an den Silvaner hängen, denn auch ich bin Lokalpatriot. Und zum Schrobenhausener Spargel - gern auch einem Abensberger - passt aus meiner Sicht nichts so gut wie ein fränkischer Silvaner, vorzugsweise vom Keuper. Herbe Würze und moderate Säure sind und bleiben einfach die ideale Ergänzung zum leicht bitteren Geschmack der weißen Stangen.

Ab dem 12. April erhältlich: Spargel auf dem Viktualienmarkt
So oder so, Silvaner oder Grauburgunder: Wofür ich Kommissar Poensgen und seiner Soko Spargelesserin überaus dankbar bin: Selten habe ich mich im Vorfeld so auf die neue Spargelsaison gefreut. Das ist zwar eine relativ profane Gefühlsregung, und hätte im Zweifel auch mit dem Lesen von Foodblogs oder Kochbüchern erreicht werden können. Aber dass es in diesem Jahr mit einem Kriminalroman gelungen ist, ist doch mal eine nette Abwechslung. 

Anm.: Das Buch "Der letzte Spargel" wurde vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

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