STOLPERSTART IN DER RESIDENZ: «FRANK» WEINBAR



„Die elegant gekleidete Dame, offensichtlich vom Opernbesuch kommend auf der Suche nach einem abschließenden Glas Wein um den Kunstgenuss zu vervollständigen, ließ den Blick anerkennend nickend durch die liebevoll gestalteten Räume schweifen, übersah dadurch aber die vor ihr liegende Stufe, die, zwar gut und vorschriftsmäßig beleuchtet, auf dem Weg in den hinteren Teil der Weinbar lag, und an der besagte Dame stolperte und ins Straucheln kam…"


So oder ähnlich könnte Jörg Maurer, Autor der Kommissar Jennerwein Kriminalromane, die Szene beschrieben haben, die sich mir beim ersten Besuch der «Frank»-Weinbar bot. Die kleine Stolperfalle im Boden ist nicht nur ein tatsächliches Problem, sie ist vor allem ein Symbol. Für den leicht holprig-stolpernden Start der selbsternannten „ … Botschaft für den fränkischen Wein …“, der sich zunächst über Monate hinzog, verschoben wurde, per Mundpropaganda verkündet und offiziell bis heute nicht wirklich vollzogen wurde. Also ohne die üblichen Damen und Herren aus Politik und Wirtschaft, die in München bei solchen Gelegenheiten allgegenwärtig sind. 

Es sind die Details: «Frank Weinbar» oder «Weinbar Frank» ?

Die Stufe im Gastraum ist einer von mehreren Stolpersteinen des «Frank». Schon in der Gesellschafterstruktur zeigt sich ein Manko im gesamten Konstrukt. 10 Winzer, bzw. Weingüter oder Genossenschaften mit je einem Anteil, dazu die Frankenwein GmbH (Vermarktungsgesellschaft des fränkischen Weins) mit zwei Anteilen, teilen sich das «Frank». Das leuchtet durchaus ein, die Botschaft in den eigenen Händen zu halten. Nur ist das Wein-Programm der zehn beteiligten Winzer verständlicherweise nicht unbegrenzt. Es bietet auch logischerweise nur begrenzt die Möglichkeit der Entdeckung. Franken hat eine sehr vitale und lebendige Winzerszene, über 700 Betriebe arbeiten dort in Sachen Wein. Können also 2% der Betriebe Botschafter eines Anbaugebiets sein? Das ist eher schwierig. 

Spass im Glas: Familiensache Weißburgunder 

Kommen wir zum Gebotenen. Das «Frank» ist eine Weinbar mir Tagesgeschäft, Frühstück ist ab 08:30h erhältlich, das Angebot originell, die Portionen fränkisch-großzügig. Nur fehlt es den verwendeten Produkten selbst bisweilen an Individualität. „Saure Zipfel“ aus Nürnberger Würstchen, das mag in Mittelfranken und oberhalb der Mainlinie vielleicht noch durchgehen. Nicht aber in Unterfranken, der Heimat der Weine im «Frank». Dort sind die Bratwürste groß und grob, und vor allem ungebrüht. Und wie mir Paul Weltner, Winzer aus Rödelsee verraten hat, sind sie im Original in einem Weinsud zubereitet - nicht im Essigwasser. Das sind natürlich Kleinigkeiten, von mir aus auch Haarspaltereien. Aber einem Gast sechs kleine, graue, relativ feste Nürnberger Würste als Botschaft Frankens zu präsentieren, haut nicht wirklich um. 

Sehen immerhin hübsch aus: (Nürnberger) Saure Zipfel

Aber bleiben wir beim Stolpern. Ich bin über die Weinkarte des «Frank» im Netz gestolpert. Sie weist das kleine Glas Wein grundsätzlich mit 0,1 L aus, die Karte in der Frank Weinbar 0,15 L. Das mag ein kleiner Lapsus von 0,05 Litern sein - bei den aufgerufenen Preisen aber kein ganz unerheblicher. Das günstigste Glas Silvaner, ein Kabinett, kostet laut Karte 5,40 Euro für 0,1 L. Ein Preis, der auf der Homepage des Weinguts auch in etwa aufgerufen wird, wie sich dank Smartphone im Netz blitzschnell feststellen lässt. Allerdings bezieht sich der Preis dort auf eine ganze Flasche. Mithin eine durchaus ehrgeizige Kalkulation der Betreiber. Aber die Karte des «Frank» hat noch ein paar Überraschungen mehr parat. Denn die ganze Flasche des angesprochenen Weins zum Mitnehmen steht mit 7,50 Euro auf der Karte. Ein Versehen? Drängte die Zeit gar zu sehr beim Erstellen der Karte? Die Preise der Karte auf der Homepage und die Karte im «Frank», weisen manche Ungereimtheit auf. Der Zeitmangel scheint auch vor dem Personal nicht halt gemacht zu haben. Die Frage, welcher Wein aus dem Holz kommt und welcher nicht, konnte jedenfalls nicht beantwortet werden. Die Differenzierung, ob neues Holz, großes Holz oder gebrauchtes Holz, will ich gar nicht ansprechen. Aber ich wünsche mir in einer Weinbar einfach mehr Wissen über die ausgeschenkten Weine.

Eine Auflistung mit Fragezeichen: Die Weinkarte im «Frank»

Aber vielleicht ist die - zugegeben - sehr hohe Erwartungshaltung eines Weinenthusiasten auch nicht der Maßstab. Bei meinem Besuch schienen sich die Gäste in dem stilvollen Ambiente wohl zu fühlen, es wurde gegessen und getrunken, die Sitzplätze waren komplett besetzt. Es scheint also für die Laufkundschaft in der Innenstadt, eine attraktive Alternative zum bestehenden Angebot zu sein. Und wer weiß, wenn die Stolpersteine erkannt und behoben werden, kann ja auch für die Weinnasen der Stadt aus dem «Frank» eine wirkliche Alternative entstehen. 

Ich werde das beobachten. 



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