TU FELIX VIENNA: WIEN UND WEIN UND WEINVIERTEL


„Und jetzt ALLE! «Wien, Wien, nur du allein, sollst stets die Stadt meiner Träume sein!» … Na gut, leicht überzogen dieser Einstieg. Gebe ich ja zu. Nur was soll ich machen - die leicht verlotterte Stadt an der Donau hat immer noch ihren speziellen Reiz. Vor allem für einen leidenschaftlichen Geniesser wie mich.

Der aufmerksame Leser dieses Blogs kann etwas erkennen. Ich war in Wien (siehe Beitrag über «DAS LOFT») und ich war in Sachen Wein unterwegs (siehe Beitrag über «Domaine de Terrebrune»). Es waren nur 50 Stunden in der Stadt, trotzdem bin ich von tiefgreifender Bewunderung erfasst worden. Vor allem für die Weinaffinität der Stadt. Es ging gleich am ersten Abend los. Freund Leo lotste ins «Gigerl», den Wiener Stadtheurigen. Mitten im 1. Bezirk, da wo sich tagsüber und auch sonst die Touristen aus aller Welt die Erkennungsregenschirme in die Hand drücken. Es wird die «typische» Wiener Heurigen Tradition gepflegt, der Gast bestellt direkt am ausladenden und saisonbedingten Buffet. Viel Wurst, Braten, Salate, warme und kalte Hauptspeisen, hausgemachten Mehlspeisen. Soweit erwartbar. Was dann aber überrascht, sind die Weine. Namhafte Produzenten, freundlich kalkuliert.  Ein Gelber Muskateller von Röschitz, der Weißburgunder Burg Falkenstein vom Weingut Dürnberg, beide für 3,80 das Glaserl. Ausgezeichnete Qualitätsweine, beide aus dem Weinviertel. Und die perfekten Begleiter für die «leichten» Grammelknödel, die genau die richtige Grundlage bildeten für all das, was im Laufe des Abends noch folgen sollte.


Grammelknödel auf Kraut: Tradition im «Gigerl»

Was mich wieder daheim dazu brachte, den Weg in den Keller anzutreten. Sozusagen das in Wien Erlebte nachbereiten. Denn den einen oder anderen Weinviertler Wein habe ich ja auch im Keller. Zum Beispiel von Herbert Zillinger, den 2013 Grünen Veltliner «Weintalried», klassifiziert als Weinviertel DAC Reserve. Ein Paradebeispiel für Sorte und Region. Kühl-rauchig in der Nase, ganz hinten etwas gelbe Frucht. Im Mund ganz präzise auf der Zunge bleibend, verlässt zu keinem Zeitpunkt die Mundmitte. Laserstrahl, der sich durch den Rachen zieht. Glasklar, schlank, extrem fein. Die Leichtigkeit, fast Schwerelosigkeit des Weins, ist atemberaubend. Und sowas können die Wiener praktisch jeden Tag trinken. Was ihnen meinen aufrichtigen Neid einbringt. 


Grüner Veltliner Weinviertel DAC Reserve von Zillinger

Wien hat den Vorteil, dass seine Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten - wozu im weiteren Sinne ja auch der Wein gehört - praktisch nebenan gesichert wird. Das Weinviertel liegt im Nordosten der Stadt, eine Stunde Fahrt mit dem Auto und man ist schon mittendrin. Kartoffel - und Maisfelder, Landwirtschaft. So richtig. Kein Wunder, dass das Weinviertel hierzulande kaum als Qualitätsweinbauregion bekannt ist. Das «pannonische» Klima und die Lößböden der Region, eignen sich nämlich ganz vorzüglich für den Weinbau. Mit fast 16.000 ha das größte Weinbaugebiet Österreichs, ist es seit 2003 deutlich im Aufschwung, da wurde die Auszeichnung «Weinviertel-DAC» eingeführt. «Districtus Austriae Controllatus» (DAC) ist die Herkunftsbezeichnung für regionaltypische Qualitätsweine, im Weinviertel heisst das vor allem Grüner Veltliner, Weißburgunder, Welschriesling und Zweigelt. Diese technische Erörterung ist aber eigentlich nicht wirklich wichtig für den Weinfreund. Einfach schön nach dem Wort "Weinviertel" Ausschau halten auf den Weinkarten, das passt dann schon. Zumal es auf praktisch jeder Weinkarte der Stadt zu finden ist. 

Und damit schliesst sich für mich der Bogen zu meinen Wiener Erlebnissen. Denn auch abseits vom erwähnten «Gigerl» kann man in der Stadt großartig Essen und Trinken. Vor allem Trinken. Dem Weinviertel sei Dank. 


Hinweis: Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Culinarium Bavaricum

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