SILVANER HEIMAT FRANKEN: DEN JAHRGANG 2016 ENTDECKEN!

Nein, über die Ernte und den Jahrgang 2017 werde ich hier nicht spekulieren. Was sollte ich auch sagen, viele Weine blubbern noch fröhlich in den Gärbehältern oder ruhen sich in ihren Fässern aus. Aber über den Vorgängerjahrgang kann ich einiges erzählen. Vor allem über den Jahrgang 2016 in Franken.


Schön, wenn die Arbeitswelt noch Überraschungen bereit hält. Ich durfte in diesem Jahr zum ersten Mal als Verkoster beim Vinum Weinguide mitmachen. Das ist der Nachfolger des Gault Millau, die Chefredakteure Joel Payne und Carsten Henn machen mit der bewährten Verkosterriege weiter, ich bin als Neuling für Franken zuständig. Das ist nicht nur eine Ehre - es ist auch richtig viel Arbeit. Mehr als 1.000 Weine in 7 Wochen sortieren, einkühlen, verkosten, beschreiben, bewerten und entsorgen sind kein Kinderspiel. Aber egal, ich wollte es, jetzt habe ich es. Und es ist wirklich eine Freude. Denn ich bin in der glücklichen Lage über das zu schreiben, was ich wirklich gerne im Glas habe. Mit der schönen Randerscheinung, dass mein Wissen um WinzerInnen und Weingüter, um Weine und Jahrgänge rapide wächst. 
Nach getaner Arbeit: Herbst im Escherndorfer Lump
Nehmen wir den Jahrgang 2016, der aktuell im Verkauf ist. Nach dem Hitzejahrgang 2015, mit ziemlich üppigen, auch alkoholstarken und vollreifen Weinen, hatten die Winzer auf etwas weniger Hitze und mehr Wasser in 2016 gehofft. Aber zuerst kam der Frost, noch im April setze er den gerade erwachenden Rebstöcken zu. Das Wasser kam dann auch, die teils heftigen Niederschläge im Mai und Juni waren für die gerade austreibenden Rebstöcke fast schon zuviel des Guten. Und am 30. Mai kamen im südlichen Maindreieck noch massive Hagelschauer dazu. Zum Glück war der Juli relativ ereignislos, denn im heißen August musste teilweise schon wieder bewässert werden. Das war alles schnell vergessen, denn perfektes Lesewetter im September entschädigte für die Wetterlaunen. 2016 brachte eine gute und auch reichliche Ernte, vor allem mehr Frische und ausgewogenere Weine als in den Vorjahren. Ein Pauschalurteil, dass natürlich die Ausnahmen mit einschliesst. Aber nach mehr als 1.000 Weinen aus dem Jahrgang bin ich mir sicher: Der Jahrgang 2016 kann was. 
Schatzkammer im Bürgerspital Würzburg
Das zeigen verständlicherweise vor allem die großen und bekannten Winzer der Region. Die Weingüter Rudolf Fürst, Zehnthof Luckert, Rainer Sauer, Horst Sauer, Hans Wirsching, Paul Weltner, Max Müller I und das Bürgerspital haben großartige Kollektionen vorgelegt. Daneben hat Franken eine ganze Reihe vielversprechender junger Winzerinnen und Winzer. Christine Pröstler, Tobias Hemberger, Markus Schmachtenberger, Stephan Krämer, Daniel Sauer, Christian Müller und Daniel Then haben in 2016 hervorragende Weine gemacht. Mit Spontanvergärung, ausgedehntem Hefelager und sorgfältiger Arbeit im Weinberg bringen sie Weine ins Glas, die mit Frische und Trinkfreude überzeugen. Vor allem als Speisebegleiter sind ihre Weine besonders geeignet, der Verzicht auf allzu simple primäre Fruchtnoten macht es möglich. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals mit soviel Genuss die immer anfallenden Probenreste vernichtet zu haben. 
Weingut Hemberger: Konsequente Kollektion in 2016

Ein konkretes Beispiel ist die wirklich konsequente Kollektion des Weingut Hemberger. Vom erfrischenden Pet Nat - bei dem Junior Tobias seine Finger im Spiel gehabt haben dürfte - bis zur birnenduftigen Silvaner Auslese ist jeder einzelne Wein ein Vergnügen. Als mein persönlicher Favorit hat sich der Rödelseer Küchenmeister Silvaner trocken Alte Reben Holzfass herausgestellt. Mit 13% kein Leichtgewicht, am Gaumen cremig und dicht, dabei überhaupt nicht fett, sondern immer mit schönem Zug. Mehr ein Mund- als ein Nasenwein. Aus meiner Sicht ein hervorragender Begleiter von kräftigen Gerichten, ich hätte kein Problem ihn sogar zu einem Schweinebraten zu servieren. der ganze Spass kostet nicht einmal 10 Euro ab Weingut, um vergleichbare Genussqualitäten zu bekommen muss man lange suchen.

Schweinefilet | Linsen | Sprossen - perfekt zu gereiftem Silvaner 
Oder - wenn man in München wohnt - in der nächsten Woche in die Alte Kongresshalle gehen. Denn um zu verdeutlichen was ich meine, was mich so an Franken begeistert, was es mit dem Jahrgang 2016 auf sich hat, empfehle ich den Besuch der Alten Kongresshalle am 09.11.2017 in München. Mehr als 40 fränkische Winzer werden ihre aktuellen Kollektionen präsentieren, die oben genannten sind fast alle dabei. 

Hinweis: Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Culinarium Bavaricum

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