CROSSOVER ALL OVER EUROPE IM MARAIS SOIR


Wenn ein italienischer Koch, im ehemaligen Münchener Arbeiterviertel Westend französisch kocht und österreichische Weine dazu ausschenkt - ist das Crossover, Hipster oder Multikulti? Oder einfach nur normal? Oder völlig egal, weil es gut ist und zusammenpasst? Nach meinem Besuch im Marais Soir habe ich mich eindeutig für Letzteres entschieden. 


Das Wort „Crossover“ beschreibt in der Kulinarik einen Trend, bei dem zwei Länder- oder Regionalküchen miteinander verbunden werden. Eigentlich nichts Neues, schliesslich haben sich fast alle Länderküchen dadurch weiter entwickelt, dass in die Töpfe der Nachbarn geschaut wurde. So etwas hat auch Riccardo Asti während seiner Jahre als Koch mit Sicherheit getan. Der gebürtige Mailänder ist seit bald 25 Jahren in der gehobenen Münchner Gastronomie unterwegs, im Marais Soir steht er nun auch schon fast 5 Jahre hinter dem Herd. Die Basis seiner Küche ist - wie unschwer zu erkennen beim Blick auf die Speisekarte - die französische Klassik. Wobei Riccardo seine Heimat nicht verleugnen kann, da kommt dann eine Art "südeuropäisches Crossover" heraus.Das ist wie geschaffen für ein leichtes sommerliches Menü, sehr französisch an einem kleinen Tisch direkt auf dem Trottoir.

Pan-Europäisches Trottoir Feeling
Um das Crossover im Marais Soir auf die Spitze zu treiben, finden sich auch ein paar Weine aus weniger mediterranen Gebieten auf der Karte. Der Horizont, ein Grüner Veltliner von Herbert Zillinger, wurde unser Begleiter für diesen Abend. Frisch und doch mit schöner Cremigkeit unterstützte er die Variation vom Ziegenkäse genauso gekonnt wie die Assiete de poisson. Sind halt so richtige Alleskönner, diese Weinviertler. 

Variation vom Lachs | Gebackene Karotte | Pfifferlinge

Das zeigte sich auch beim Hauptgericht, es gab, wie könnte es anders sein an einem heissen Sommerabend, einen gemischten Fischteller mit Fenchel und eine Lotte in Safransauce. Beides in angemessenen Portionsgrößen, Monsieur, pardon, Signore Asti definiert Gastfreundschaft auch über das gute Gefühl satt zu werden. Dabei war weder der eine, noch der andere Teller schwer, leicht und überaus frisch der Fisch, stimmig die Saucen, variantenreich die Beilagen. So wie man es sich wünscht. Zugegeben - die Weinflasche wurde bedenklich leer, sie schaffte es gerade so bin zum letzten Bissen. Auch das ein gutes Zeichen. Im Prinzip. 

Lotte | Kartoffeln | Safransauce

Das Marais Soir liegt direkt neben einer offenbar sehr beliebten Eisdiele, der Kundenzuspruch war enorm an diesem Sommerabend. Es hätte gereizt, das Desert nebenan zu sich zu nehmen, wir blieben dann aber doch an Ort und Stelle. Eine weise Entscheidung, die neidischen Blicke der Eisschleckenden auf unser Cappucino-Parfait signalisierten uns, dass wir garantiert nicht die schlechtere Alternative gewählt hatten. 

Gaumenkino | Cappucinoparfait | Beerenobst

Hinweis: Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Culinarium Bavaricum

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