EIN VOLLES VIERTEL: WEINVIERTEL


Es gibt eine schöne Einrichtung innerhalb des Weinzirkus: die Masterclass. Eigentlich ja im künstlerischen Bereich beheimatet, also überall dort, wo Musiker, Bildhauer oder Maler tätig sind. Da ist die Masterclass ein gesetzter Begriff, relativ neu ist die Verwendung im Weinbereich. Sie suggeriert je nach Thema Expertenwissen, tieferes Verständnis für Regionen, Jahrgänge oder Rebsorten. Es ist nicht genau definiert, wie es veranstaltet wird oder wie der Ablauf ist. Eine Masterclass zum Thema Weinviertel hat mich in meinem Verständnis für die Region jedenfalls weitergebracht. 





Zu jeder Masterclass gehört natürlich erstmal das Basiswissen. Na dann: Das Weinviertel liegt, wenn man auf die Landkarte schaut, rechts. In Österreich. So Richtung Tschechien (liegt oberhalb) und Slowakei (liegt noch weiter rechts). Also eigentlich mittendrin in Europa - trotzdem war das Weinviertel auf der Weinkarte lange Zeit ziemlich angehängt. Vor allem einfacher Zechwein kam aus der Region, der berühmt-berüchtigte ‚Doppler‘, die typische Zwei-Liter Flasche, wurde mit Weinen aus dem Weinviertel gefüllt. Wichtigste Rebsorte im Weinviertel ist mit 6.300 ha bestockter Fläche der Grüne Veltliner. Immerhin ist das Weinviertel damit nicht nur das größte Veltliner-Anbaugebiet Österreichs - sondern gleich weltweit. Nur um es zu verdeutlichen: Jeder zweite Grüner-Veltliner-Rebstock der Welt wächst im Weinviertel. Das ist ja schonmal eine Aussage. Hammerwasgelernt. 

                 
            

Aber das mit dem Lernen ist ja so eine Sache. Ohne Praxis wird das Ganze doch ziemlich akademisch. Also habe ich mich im Nachgang der Masterclass selbst ans Werk gemacht. Eine Flasche Veltliner war schnell besorgt, der Grüne Veltliner Tradition 2015 von Dürnberg sollte als Studienobjekt dienen. Weil ich ja der Meinung bin, dass ein Wein ohne Essen in etwa so sinnvoll ist, wie ein Essen ohne Wein, sollten Schnitzel und Kartoffelsalat dazu gereicht werden. Denn das war sofort klar: Mit seiner Kraft und dem schmelzigen Mundgefühl ist der Veltliner wie geschaffen für deftig-ländliche Küche. Ich will jetzt gar nicht mit dem weissen Pfeffer anfangen, der ja gemeinhin dem Veltliner nachgesagt wird. Ich fand den Wein vor allem ziemlich saftig, ein bißchen Pfirsich war da, eine Spur Ananas. Aber vor allem viel Körper, der wunderbar zu den Schnitzeln passte, der Kartoffelsalat tat ein Übriges. Das hatte ich auch schon bei der Masterclass bemerkt, wo es deutlich raffiniertere Dinge zu essen gab: Die Weine aus dem Weinviertel sind in aller Regel hervorragende Speisebegleiter. Ähnlich wie die Region aus der sie kommen, eher leise und hintergründig - aber sehr belastbar. 


Einen Tipp hätte ich da auch noch: Am 7. März gibt es die Möglichkeit sich von der Qualität der Weinviertel Weine zu überzeugen. Zwar ohne Masterclass - aber es kann ja auch so ganz informativ sein, bei über 300 Weinen von 70 Winzern. Denke ich. 

Hinweis: Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Culinarium Bavaricum

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