WEIN AUS ARMENIEN: DON'T MESS WITH ZORAH !


Es ist kein ganz neues Phänomen: Sobald die persönlichen, wirtschaftlichen Verhältnisse geregelt sind, treibt es die Reichen und Schönen dieser Welt in die Reben. Angelina Jolie und Brat Pitt, Gerard Depardieu oder Francis Ford Coppola sind nur einige VIP die auf eigenem Terrain Wein keltern (lassen). Dieser Trend hat auch den internationalen Geldadel erfasst. Der Modetycoon Zorik Gharibian hat in Armenien, der Heimat seiner Eltern, ein ambitioniertes Weinprojekt gestartet.



Schon bei der Anreise stellt sich unweigerlich die Frage: Wie soll hier oben Wein wachsen?  Über 1.400 Meter über dem Meeresspiegel, karge, wenig bewachsene Gebirgsketten, ein eisiger Wind, der Rebstöcken und Besuchern gleichermaßen um die Ohren pfeift.  Eine raue Umgebung, menschenarm, übersät mit Steinen und Geröll. Allerdings: Über diesem fast schon unwirklichen Szenario spannt sich ein strahlend blauer Himmel, die Luft ist ungewöhnlich rein und klar, es riecht einfach unglaublich frisch. Nicht salzig-jodig wie am Meer, nein, einfach ganz klar, rein, unverfälscht, ohne jeglichen Geschmack.


An diesem Ort will Zorik Gharibian (re.) nichts weiter als den besten Wein Armeniens machen. Dafür hat er viel Geld investiert, in Rebflächen, Anpflanzungen und eine sehr moderne Winery in Vayotz Dzor, historisch betrachtet das Homeland des armenischen Weinbaus. Und zusammen mit Alberto Antonini und Stefano Bartolomei, zwei international erfahrenen Weinprofis, eine Weinkollektion entwickelt, die Tradition und Internationalität miteinander verbindet. 

15 Hektar wurden gepflanzt, vor allem Areni noir, eine autochthone armenische Rotweinrebe. Gearbeitet wird hauptsächlich von Hand, Maschineneinsatz ist bei den Böden praktisch unmöglich wie sich gezeigt hat. Seit der ersten Ernte 2010 werden die Trauben von Hand geerntet, entrappt, und vor der 10-tägigen Fermentation - die natürlich spontan verläuft - nur leicht angequetscht. 


Ausbau? Im Betonei, im Fass, in 130 Liter Amphoren, die teils gebraucht, teils neu sind. Und typisch armenisch, wie Zorik betont: "Das sind keine georgischen Kvevri!" 
Schwefel kommt minimal und nur beim Füllen zum Einsatz. Auch da scheint man noch auf etwas der Suche zu sein, den optimalen Mix aus Technik und Tradition hat das Team um Zorik noch nicht gefunden. Aber man ist auf guten Weg, wie die verkosteten Weine zeigen. Vor allem die roten Areni Weine der Karasi Linie überzeugen:



Tastingnotizen Karasi: 

2014: (frisch gefüllt) Typische Areni-Sauerkirsche, gute, straffe Säure, sehr feine, schlanke Tannine. Wird sehr elegant, wird im Glas zunehmend immer burgundischer, erinnert an Beaujolais Cru.

2013: Die Sauerkirsche wird reifer, dunkler, zart ätherisch, Minze, sehr süsse Frucht, zupackendes Tannin, aber nicht unangenehm. Viel Potential, lang. Etwas austrocknend im Finish.

2012: Zarte Reife der Kirsche, gesamter Wein wirkt komplexer, Minze, Frucht, Kirsche, sehr balanciert, das Finish leicht Bittermandelig. Da war noch ein wenig Barrique im Spiel. Sehr komplett in sich, schlüssiger Wein mit Zukunft. 

2011: Ein Hauch von Bret … Leder, Balsamische Noten, mittlerer Körper, große Struktur, sehr viel und feines Tannin, im Moment das größte Trinkvergnügen aller Jahrgänge. Mindestens Potential für weitere 5 Jahre.



Beliebte Posts aus diesem Blog

WER HAT'S ERFUNDEN? BASTURMA, PASTIRMA, PASTRAMI UND PASTRAMA

ORANGENMARMELADE: ACH DER HERR SIEBECK ...

Silvaner liebt Saibling liebt Spargel ...