VINUM MEUM - LUKAS REINHARDT UND SEINE WEINE

Lukas Reinhardt wird irgendwann das elterliche Weingut in Niederkirchen bei Deidesheim übernehmen. Bis dahin probiert sich der junge Mann noch aus, schaut bei den namhaften Kollegen in der Nachbarschaft rein (Kuhn, Knipser) und versucht seinen Weinen eine eigene Handschrift zu verpassen. Das ist noch nicht perfekt oder der ganz große Wurf - aber es macht wirklich Spass die ersten Schritte zur eigenen Handschrift zu beobachten. Und so ehrgeizig wie Lukas zu sein scheint, könnte er irgendwann ganz weit oben im Weinolymp ankommen.


Die Vinum Meum Weine sind die Premiumlinie des Weinguts Stefan Reinhardt; Junior Lukas hat also für den Start gleich mal eine richtige Aufgabe vor der Brust. Und der widmet er sich mit Inbrunst. Was sofort auffällt - die Ausstattung der Flaschen ist sehr dezent, wertig. Schlichte schwarze/weiße Buchstaben auf weissem/schwarzem Grund. Das spricht mich als Norddeutschen mit gewissem Hang zur Schlichtheit schon mal an. Aber viel wichtiger als das drumherum, ist ja das was drinnen ist. Also - Korken raus aus der ersten Flasche!


Weisser Burgunder Barrique 2012: überraschend hell im Glas. In der Nase ein Gemisch aus Holz, Kakao(!), und etwas Alkohol. Das Holz ist elegant eingebunden aber deutlich schmeckbar. Noch wirkt der Wein auf mich etwas unentschlossen, ist aber tendenziell eher mineralisch-trocken als fruchtig-saftig. Wie der Winzer selbst noch sehr jung. Die Säure ist schön eingebunden, alles ist am richtigen Platz. Aber insgesamt fehlt ihm - und mir - derzeit der gewisse Kick. Der Wein entwickelt sich sehr langsam im Glas, was aus meiner Erfahrung auf gutes Reifepotential hinweist. Am ehesten würde ich den Wein auf Wiedervorlage in zwei Jahren setzen. Preis: Derzeit noch 9,50 €, das wird aber angepasst, wie Lukas sagt. Nach oben, natürlich.


Nächster Wein: Riesling Ruppertsberger Reiterpfad 2012: Mittleres Gold im Glas, in der Nase saftige, vollreife Pfirsiche, Akazienanklänge, das riecht nach hochreifem Traubenmaterial. Entsprechend viel Extrakt dann auch im Mund, cremig, was durch die frische Säure aber insgesamt nicht schwer wirkt. Auch am zweiten Tag noch sehr präsent, üppig. Der Wein ist wirklich gehaltvoll und cremig. Ein Riesling, der deutlich mehr kann, als es der augenblickliche Preis von 9,50 € suggeriert. Und so clever ist Lukas dann auch schon - der Wein wird mit dem Jahrgang 2013 auf ca. 12,00 € steigen. Zu Recht, wie ich finde. Klassestoff!



Wir kommen zu den roten Weinen aus Lukas Hand. Spätburgunder Ruppertsberger Nussbien 2012. Ziemlich dunkles Purpurrot, eher untypisch. In der Nase zuerst Sauerkirschkompott, ein wenig gekocht und überreif, nach etwas Belüftung gesellen sich Nelke und etwas Kakao dazu. Mit zunehmender Belüftung wird der Wein immer eleganter, komplexer und harmonischer. Am zweiten Tag sind die alkoholischen Noten verflogen. Der Wein wird weicher, runder, trägt. Er kostet aktuell 15,00 €, ein fairer Preis wie ich finde.



Saint Laurent Niederkirchner Schlossberg 2012
Das der Saint Laurent in erster Linie als Farbgeber eingesetzt wird, erschliesst sich sofort. Satt dunkles Lila im Glas. In der Nase eine Erinnerung an Valpolicella Ripasso, so ein wenig gekochtes Obst dringt in die Nase. Ansonsten Kirschen, Schwarzkirschen. Ein Anflug von Holz, aber sehr dezent. Im Mund  immer noch Frucht, unterlegt mit festen aber wenigem Tannin. Mittlere Körper, könnte für mich länger sein. Aber jetzt kommts: Zur hausgemachten Lasagne war das eine Offenbarung. Besser als ein Großteil der bezahlbaren Chiantis. Sicher auch noch in den nächsten 3 Jahren ein Sicherer Wert. Der Saint Laurent kostet 17,00 €.


Also: Lukas macht schon ziemlich viel richtig, seine Weine schmecken mir heute schon. Sind aber vor allem ein Versprechen auf die Zukunft. Mit vermitteln sie den Eindruck eines jungen Winzers, der noch seinen Weg sucht, aber schon eine genaue Vorstellung davon hat, wo er hin will. Ich finde es spannend das zu beobachten. Also Lukas - he's lookin' at you, kid ...



Lukas Reinhardt hat mir seine Weine kostenlos zur Verfügung gestellt. 

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