WEINABSATZ: SÜDEUROPA SUCHT DEN MARKT


Südeuropa hat es nicht leicht. Die Eurokrise hat z.B. Griechenland, Portugal oder auch Italien ziemlich gebeutelt. Darunter leiden auch die Weinproduzenten. Die nach dem Erodieren der heimischen Märkte verstärkt ihr Heil im Export suchen. Was aber nicht leicht ist - denn Überkapazitäten haben für Preisverfall gesorgt, gerade im unteren und mittleren Weinhandelssegment. Trotzdem versuchen Weinproduzenten aus Griechenland, Bulgarien und Italien mit Hilfe der EU neue Absatzmärkte zu erobern. In München gab es einen Querschnitt unbekannterer Weine zu verkosten. 

Und soviel kann man sicher sagen: Wie anständige Weine gemacht werden, wissen im Prinzip alle Produzenten in Europa. Und trotzdem, von den 10 vorgestellten Weinen frage ich mich bei mehr als der Hälfte: Wer soll das kaufen? All zuviel Alkohol, veraltete Geschmacksmuster mit zuviel Holz und wenig Frucht und vor allem zu wenig Authentizität. Ein Weißwein der schmeckt wie hunderte andere Weiße - warum sollte ich den wählen und nicht das gleich teure Produkt aus Rheinhessen, dass sogar noch mit fröhlicher Primärfrucht glänzen kann? Und auch die Zusammenstellung der Weine war ziemlich willkürlich. Einen erkennbaren Grund warum jener Wein aus Bulgarien oder jener aus Griechenland ausgewählt wurde, erschloss sich nicht. Und wurde auch nicht erklärt.



Der Moscofilero 2013 von der Domaine Skouras bildete eine der wenigen Ausnahmen auf der Münchner Veranstaltung. In der Aromatik zwischen Gewürztraminer und Sauvignon Blanc angesiedelt, mit dezenten Stachelbeernoten, könnte er ein interessanter Begleiter zu asiatisch inspirierter Fusionküche sein. Zum Surf'n'Turf vom Scampi mit kleinem Tatar, dass zum Wein gereicht wurde, war er perfekt! Für unter 9 € ein Wein, der definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.


Apropos Aufmerksamkeit: Die hätte auch die Broschüre zur Aktion verdient gehabt, die es zur Lektüre mit auf den Heimweg gab. Übersetzungscomputer sind zwar schön und gut - aber das kann man doch nicht drucken und Medienvertretern in die Hand geben! Beispiel gefällig? Zitat: "Die Weingut Ausrüstung erfüllt die Philosophie des Winzer': ABSOLUTE ACHTUNG DES ÖKOSYSTEMS, DES WEINBAUERNHAUSES UND DER WEINLIEBHABER" Zitat Ende. Und das steht im Text über Alpha Estate aus Griechenland, die mit ihrem 'Alpha' einen der besten und international renommiertesten Rotweine Griechenlands produzieren. Ihr Bordeaux Blend war ein Höhepunkt der Verkostung und zeigte zumindest mir, dass Griechenland in Sachen Wein in Deutschland noch immer weit unter Wert gehandelt wird. Immerhin diese Erkenntnis konnte ich mit nach Hause nehmen. Neben der Broschüre ... ;) 


Da konzentriere ich mich lieber wieder auf das vorzügliche Essen das Shane McMahon auf die Teller zauberte und auf den nächsten Rotwein, der Megas Oenos der Domaine Skouras. Zu 80% aus der autochthonen (griechischen) Rebsorte Agioritiko (St. Georg) und zu 20% aus Cabernet Sauvignon hergestellt ist auch er ein eher internationaler Typ - aber einer, der gut gemacht ist. Nach der Fermentierung reift der Wein zwölf Monate im französischen Eichenfaß, liegt dann noch sechs Monate auf der Flasche. Strukturiert und Balanciert, nicht zuviel Frucht, dezente Tabaknoten, ein Fleischwein. Der laut Aussage des Weinguts gut reifen kann. In Deutschland für 18 € zu haben. Und in dieser Preisklasse wirklich konkurrenzfähig.


Über die anderen Weine breite ich den barmherzigen Schleier des Vergessens. Da war nichts dabei, dass sich lohnen würde im Gedächtnis abgespeichert zu werden. Eigentlich schade drum, denn im Prinzip ist es lobenswert, dass mit EU Mitteln versucht wird, europäische Weinbauregionen innerhalb der EU bekannter zu machen. Nur hat die Bürokratie auch da das Problem, dass wahrscheinlich die Weingüter an solch einer Aktion teilnehmen (dürfen), die am lautesten schreien. Und nicht jene, die es wirklich verdient hätten. Mit Ausnahme der Griechischen Produkte. Aber das sagte ich ja bereits.

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