RUST NEVER SLEEPS: MARKUS HAMMER SAUVIGNONS

Fast wie im Kaffeehaus - so schaut es zur blauen Stunde in der Münchner Weinbar Loreley aus. Vor allem wenn der nette Herr Hammer aus Rust mitten unter den Gästen sitzt und von seinen Weinen erzählt. Und zu erzählen hat er so Einiges. Von Böden und Trauben, von Fässern, vom Vater und vom Klima. Aber am allermeisten erzählen doch seine Weine, die er im Gepäck hatte. Extraktreich und präzise, von der Basisqualität bis zum Ausbruch. Ein adäquater Gast zum kleinen Jubiläum, der 10. Offenen Wein Wand.


Markus Hammer ist ein Quereinsteiger in Sachen Wein. Das elterliche Weingut hat in lange Jahre nicht sonderlich interessiert, als Grafiker hat er so sein Geld verdient. Aber irgendwann in den späten Nuller-Jahren hat es ihn dann doch gepackt, 2010 hat er seinen ersten Jahrgang gemacht. Bis heute arbeitet er auf dem Gut mit den Eltern gemeinsam. Grundsätzlich sieht er sich eher als Weißweinwinzer. Und das obwohl Weißwein viel mehr Arbeit macht als Rotwein, wie Makus nicht ohne Schmunzeln im Gesicht sagt. Also dann ran an die Weine, der Herr: 


Sauvignon Blanc 2013 Ludmaisch: Leichte Sponti Nase, nicht die von Reinzuchthefen fruchtgeprägte vordergründige Sauvignon Nase mit den aufdringlichen Schwarzen Johannisbeer Noten. Das duftet mehr nach reifer Stachelbeere und ein wenig Grapefruit, aber sehr dezent! Nach ein wenig Belüftung gesellt etwas Basilikum dazu. Wirkt komplex, zeigt aber nicht so auf. Im Mund ist er extraktreich, mit Pfirsich und reifer grüner Paprika. Bleibende Würze am Gaumen.


Sauvignon Marc Anton 2012: Schon beim ersten Schnuppern spürt man die extrem hohe Reife. Und die hat man dann auch im Mund. Satte, gelbe Stachelbeeren, richtig viel Extrakt. Mit Luft kommt die Würze des Holzes (20%) zur Geltung. Das ist aber sehr harmonisch integriert. 
In der Tendenz geht das in Richtung Pouilly-Fumé. Für mich ein weisser Lagerwein.

Sauvignon Selection 2011: Wedder nei! Was für eine Nase. Wurde komplett im kleinen Holz ausgebaut, teil neu, teils gebrauchtes. Unglaublich intensive Nase, vor allem Apfelschalen. Irre viel Substanz, ein Wein zum Schneiden, Herr Sommelier, bringens Messer und Gabel! Bringt mich dazu auf Google Maps die Entfernung zwischen Rust und Chateau Haut Orion nachzusehen.




Wir kommen zu den Rotweinen, die ja so wenig Arbeit machen. Blaufränkisch Selection 2011: Kommt aus dem mittleren Preissegment, wie Herr Hammer sagt. In der Nase finde ich Kirschen, schwarzen Tee und auch eine kräuterige Frische, Tendenz geht in Richtung Minze. Sehr sanfte Tannine, hinter dem klar spür- und schmeckbaren Holz findet sich eine feine Stilistik. Zum Glück ist der Wein keiner der im Burgenland populären Marmelladentöpfe. Dafür, dass er eher ein Weißweinwinzer ist, macht der Herr Hammer einen sehr schönen Roten. Möchte gar nicht wissen, wie gut seine Top Roten, die Merlots sind ...

Oder doch. Also Merlot 2009: Selbst mit iPhone Beleuchtung ist der Wein im Glas fast undurchdringlich dunkelrot. Kommt eher auf der Frucht als auf der Sekundärseite daher. Hat eine nichterwartete sehr schöne frische Art, ist zugänglich, ja fast charmant. Aber bitte nicht täuschen lassen: Das ist ein richtig großer Wein. So das Modell: Arnold S. will kuscheln.




Und weil Rust vor allem für seine unglaublichen Süssweine bekannt ist, musste Herr Hammer auch da noch was aus dem Hut zaubern. Ausbruch Chardonnay 2001: Goldgelb mit leichten Kupferreflexen. In der Nase ein Hauch Petrol, etwas medizinal. Im Mund dann - getragen von herrlich frischer Säure - gelbe Früchte. Mango, Passionsfrucht(!), alles was der Exotenobstkorb hergibt. Bei aller Süsse im Mund lässt ihn die frische Säure sehr lebendig bleiben. Cremig und doch erfrischend. Grandios.


In der Summe waren alle von Markus präsentierten Weine in ihrem jeweiligen Segment echte Klasse. Von der Basis bis zum Ausbruch kein Ausreißer dabei. Vielleicht schlummern im restlichen Sortiment ja ein paar Nieten, aber das was ich da probiert habe, gehört als Kollektion in 2014 zum oberen Ende für mich. So, und was soll ich dem netten Herrn aus Rust jetzt nachrufen? Komm mal wieder vorbei mit Deinen Weinen. Ich mag sie. Sehr sogar ...




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