BESUCH IM WEINLADEN MACHACEK: ALESSANDRO DI CAMPOREALE


Das ich ein leidenschaftlicher Fan der Weininseln Idee bin, dürfte hinlänglich bekannt sein. Besonders nett finde ich, wenn aus diesem eintägigen Event dauerhafte Beziehungen werden. Der Weinladen Machacek in der Volkartstrasse liegt bei mir um die Ecke, dank der Weininseln bin ich jetzt zum Stammgast geworden. Und komme in den Genuss, Winzer in Gehweite kennen lernen zu können. Wie Benedetto Alessandro, der fünf aktuelle Weine dabei hatte.

Wie viele in München lebende Menschen fand meine vinologische Sozialisation via Italien statt. Als ich mit der 80-er mit dem Weintrinken anfing, waren es die Weine der Toskana, des Piemont und des Friaul die zuerst in meinem Glas landeten. Und in meinem Keller. Tempi passati, wenn es hochkommt ist nur noch einer von zwanzig Weinen die ich trinke vom Stiefel. Zu gemacht, zuviel Buhei, zuwenig Authentizität. Natürlich mit Ausnahmen. Aber im Prinzip ... Nichtsdestotrotz wollte ich die Einladung von Annemarie Machacek zum Tasting der Weine von Alessandro die Camporeale wahr nehmen. Man ist ja ein neugieriger Mensch ...




Benedé 2013: Die Rebsorte Catarratto kannte ich bisher nicht, muss wohl eine Autochthone sein. Leuchtend strohgelb steht er im Glas, duftet ganz zart nach Aprikose und Pfirsich. Für einen Süditaliener erstaunlich frisch im Glas, geradezu leicht. Aber dank Stahl und Temperaturkontrolle hat man das auch im heißen Sizilien im Griff. Trinkt sich mit seiner angenehm trockenen Art so weg, ist der klassische Partner zum gegrillten Meereskram auf der Terrasse. 




Der zweite Weisse war der Grillo 2013. Eine (Preis-)Klasse über dem Benedé. Ganze 4.000 Flaschen werden davon p.a. produziert. Die Anlage ist noch ziemlich jung, wurde erst 2009 gepflanzt. Ist wohl ein Grund für die eher fruchtige Art. Mango, Papaya, Grapefruit. Dazu Heu, Toast und ein Hauch Honig. Im Mund dann eher Orange, Grapefruit, vor allem die Schalen und eine Prise Salz. Angenehme Bitterkeit. Ausreichend lang - Speisenbegleiter : Ich würde hier eher Weisses Fleisch als Fisch sehen, Hühnchen oder auch Schnitzel in Orangensauce.

Mit dem Donnatá 2011 wurde es rot. Nero d'Avola. Hat mir erstaunlich gut gefallen, vor allem weil er (noch) moderat im Alkohol ist und vor allem überhaupt keine nervenden Brandtöne hat. Stattdessen frische animierende Frucht in der Nase, Kirsche, er wirkt leicht im Mund, hat aber Grip. Gerbstoffe, Säure, alles da, aber im unteren Bereich. Sehr ausgewogen in allen Bestandteilen. Dazu ein gegrillter Thunfisch und der Wein eher bei 14° ... leicht kühl kann ich mir das sehr schön vorstellen.



Mit dem Kaid hat Alessandro vor Jahren die begehrten Tre Bicchieri im Gambero Rosso abgeräumt, der Adelsschlag im italienischen Weinbau. Mich hat Syrah aus Italien nie wirklich überzeugt, aber als Benedetto erzählte, dass der Syrah eigentlich aus Sizilien stammt - sein Name soll sich von der Stadt Siracusa herleiten - war ich überzeugt. Gute Geschichten finde ich einfach herrlich. Vom Kaid werden mittlerweile 50T Flaschen pro Jahr gefüllt, nicht schlecht für ein Familienunternehmen. Also Jahrgang 2010: Schöne violette Reflexe im Glas, dunkel. In der Nase noch sehr jung, obwohl nur zur Hälfte im kleinen Fass ausgebaut, ist er noch vom Holz geprägt - aber nicht dominiert. Dunkle Früchte dazu, Nelken, Pfeffer. In der Komposition sehr eigen - nicht Rhône, nicht Australien ... irgendwie Sizilien?? Gerade 25 Jahre alt sind die ältesten Syrah Reben des Weinguts mittlerweile, dafür ist der Kaid schon erstaunlich 'tief'. 




Noch eins drauf gab es dann mit der Vendemmia Tardiva vom Kaid. Tiefes Lila im Glas. Blaubeersaft in der Nase (schwedischer!!) Das ganze ist wie ein konzentriertes Fruchtgelee. Sehr dicht, intensiv - und erschreckend leicht zu trinken. Einfach herrliche Frucht. Wäre ein Traum zu dunklen Schokoladendeserts, da bin ich sicher. Aber rote Süssweine haben es schwer in Deutschland. warum weiss ich nicht, aber stell so was mal auf den Tisch. Da wirst du angeglotzt als ob du vom Mond kommst. Egal. Mir hat der Kaid VT einfach irre gut geschmeckt.



Benedetto Alessandro hatte fünf Weine dabei, die mich zwar nicht mit Italiens Weinbau komplett versöhnt haben. Die aber trotzdem richtig Spass gemacht haben. Und sicher ein Grund sind, mal wieder bei Machacek vorbei zu schauen. 

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