WEININSELN MÜNCHEN DIE ZWEITE: HEIMSPIEL NEUHAUSEN


Aua! Die Farbe sticht ins Auge. Die pinkfarbenen Luftballons waren schon am frühen Morgen überall in der Nachbarschaft zu sehen. Um genau zu sein überall dort, wo es Wein zu entdecken gab. Oder zumindest der Weg zum Wein kenntlich gemacht werden sollte. Dabei hätte ich gar keine Kennzeichnung gebraucht. Die Weinhandlungen im Viertel kenne ich im Prinzip alle, mehr oder weniger. Eher weniger, wie ich nach acht Stunden feststellen musste. Sogar in Weinhandlungen die ich regelmäßige besuche, wurden die Weininseln genutzt um 'mal was Anderes' zu machen.

Meine erste Station der Heimspielrundreise lag eigentlich schon ausserhalb. Die Landshuter Allee bildet eine 'natürliche' Grenze für uns Neuhauser. Aber es kann sich auch durchaus lohnen sie zu überqueren. Am Donosti in der Blutenburgstrasse bin ich schon x-mal vorbei gelaufen - aber nie hinein gegangen. Ein schwerer Fehler wie sich zeigte. Denn das Angebot an spanischen Weinen und Spezialitäten ist sicher einmalig in München. Vor allem die Aussage der Inhaber Esteban Ruiz und Brigitte Gruber "Wenn ein anderes Geschäft einen Wein importiert und verkauft, interessiert er uns nicht mehr" hat mich erstaunt. Spiegelt sich aber im Sortiment wieder. Mir ist ja im Laufe meines (Wein-) Trinkerlebens schon so manche Flasche begegnet - im Donosti kannte ich nicht eine. Und als auch noch ein sensationelles Olivenöl - Alhema de Queiles - auf den Tisch kam, war ich dem Donosti verfallen; von den Sherry Pralinen ganz zu schweigen. Ein unglaublicher Auftakt zu meiner zweiten Weininsel Runde!




Das Weinzentrum gehört zu den wenigen Weinhandlungen Münchens, die ich bisher nicht intensiver besucht habe. Was ein klarer Fehler war/ist. Das liegt aber nicht unbedingt am Wein - die Whisk(e)y Auswahl ist das Geheimnis. Mindestens 200 verschieden Malts, Single Malts und Blends stehen in den Regalen. Das werde ich mal in Ruhe durchforsten müssen. Aber heute sollte es ja um Wein gehen. Und auch da hatten die Damen vom Weinzentrum etwas Besonderes zu bieten. Noch bevor ich die Ladentür passierte, hatte ich ein Glas in der Hand. Ein Frizzante aus Verjus, unvergorenem Traubensaft. Null Alkohol, viel Geschmack. Vor allem die Traubensäure (die Trauben werden unreif abgepresst) macht den Verjus Frizz richtig erfrischend. Ich habe dann mal fröhlich drei Gläser genossen - ist ja Radl verträglich ...






Next Stop: Das Broeding in der Schulstrasse. Seit fast 25 Jahren ein mehr als verlässlicher Halt für alle Freunde gehobener Küche und ausgezeichneter Weine made in Austria. Drinnen herrschte fröhliches Gedränge, autochthone Rebsorten und ein magischer Käse von Kuh Dorli waren für viele Geniesser ein perfekter Grund mal tagsüber ins Broeding zu schauen. Sommelier Andreas Röhrich referierte mit grösstem Enthusiasmus über Schiefers Blaufränkisch und den Furmint von Wenzel. Vor allem letzterer war eine Überraschung. Bisher kannte ich Furmint nur als Ausgangstraube für Tokayer, Michael Wenzel baut seinen Furmint trocken aus, herb und mit feiner Säure überaus appetitanregend. 





Trotz Dorli-Käse und Wenzel-Furmint blieb nicht viel Zeit, Station 4 wartete auf mich. In der Donnersberger Strasse ist Annick Denny eine Institution in Sachen Bio-Wein. Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien - Annick hat die grossen Bio Pioniere alle im Angebot. Want some namedroppin? Wittmann, Sauer, Hirschhorner Hof, Loacker, ... alles da. Mir hat der Pic Saint-Loup 'Gueule de Loup' von Chemin des Rêves besonders gefallen. Der war zwar nicht in der Verkostung - aber die Flasche steht hier neben mir beim Schreiben. Wie gesagt - die Weinhandlungen liegen alle in meinem Kiez ...





Trotzdem sind immer noch Überraschungen möglich - Vin-Wein-Vino ist so eine. Das Weinangebot in dem kleinen Geschäft ist zusammengestellt nach der Devise 'Klein aber fein'. Bordeaux, Burgund, Piemont und Riesling, so kann man die Schwerpunkte zusammen fassen. Wirklich speziell wird es bei der 'Bückware'. Herr Bachmann bietet zum Beispiel privaten Sammlern die Möglichkeit, über ihn Weine zu veräußern. Und da findet sich dann ein '82er Barbaresco von Gaja zu attraktivem Preis ... und seine 1-11 Kisten sind auch echte Fundstücke. Einfach mal vorbei schauen, kann ich nur empfehlen. Sein Côtes-de-Nuits Village VV 2007 von Naudin-Ferrand war für mich die Probierentdeckung ... intensive rote Früchte (Himbeere!) und eine schöne fleischige Note ... sehr fein, Herr Bachmann! 





Zeit für eine kleine Stärkung bot sich an der folgenden Station. Das Tiziano ist noch relativ neu in unserem Viertel. Ein kleiner Italiener mit ausgeprägtem Faible für Wein. Ehrlich gesagt - mir war leider nicht nach Wein, ich brauchte Espresso. Vor allem wenn eine E 61 ihn zubereitet. Jaja, wie die Dame am Tresen so richtig anmerkte, das ist ein echtes Jungsspielzeug. Wie die Berkel Aufschnittmaschine. Oder die Moto Guzzi 850 Le Mans. Oder der Alfa GTV.  Aber was willste machen - die Dinge sind einfach schön. Und bei meinem nächsten Besuch werde ich Menu mit Weinbegleitung buchen. 5-Gänge ( wie ein Alfa ...) mit korrespondierenden Weinen. Und natürlich mit mindestens einem Espresso ...






Ich komme aus dem Tiziano - dunkel. Gut, ich habe zwar die vorgeschriebenen Beleuchtungsmittel am Fahrrad. Aber zum Fotografieren reicht mein kleiner eingebauter Blitz nicht mehr. Also müssen Garibaldi und Machacek auf Aussenaufnahmen verzichten. Hilft ja nix. Aber das Garibaldi ist auf den Weininseln ausreichend dokumentiert. Kann ich mich um die Machaceks kümmern. Und wie es sich für gute Nachbarn gehört, hatten sie wirklich den krönenden Abschluss der Runde für mich auf Lager. Ich mag diesen Laden ganz besonders. Viel Frankreich, viel Südfrankreich - das ist einfach mein Geschmack. Nach einem Chateau d'Oupia Minervois Rouge 2011 - fest, tief, mittlerer Körper, Leder - kam der CdP Les Saumades 2010 vom Chateau Husson ins Glas. Mein Wein! Heidelbeeren, rohes Fleisch, Saft, wild - herrlich. Und der perfekte Abschluss meiner zweiten Tour-de-Weininsel. Nächste Woche in Schwabing bin ich leider verhindert. Aber im Oktober, gleich nach der Wiesn gehts weiter. Nicola - CU! 







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