WHERE'S THE BEEF: IRISH BEEF IN MÜNCHEN MIT SHANE MCMAHON

Rindfleisch aus der halben Welt landet auf deutschen Tellern. Vor allem das 'In'-Produkt Steak - am liebsten dry-aged - wird unter Kennern von Teller zu Teller gereicht. Um da nicht unterzugehen, muss man sich als Produzent und natürlich auch als Vermarktungsgesellschaft was einfallen lassen. Dachte sich auch das Irish Food Board, "Bord Bia". Also nehme man ein populäres Schlagwort wie "Nachhaltigkeit" und einen bekannten Koch wie Shane McMahon, lade die örtlichen Journalisten ein und warte was passiert.

Auf der Suche nach dem Markt

Als Journalist ist das die zentrale Frage bei jedem Bericht: Where's the beef, also worum gehts, was ist der Kern der Story? Und ganz ehrlich: bei dieser Einladung habe ich bis zum Schluss danach gesucht. Denn außer auf dem Teller, war nicht wirklich 'Beef' an der Geschichte. Irland - in diesem Fall vertreten durch Bord Bia, dem Irish Food Board, will einfach nichts weniger, als die Nummer 1 in Sachen 'Nachhaltigkeit' beim Thema Rindfleisch zu werden. Mit dem Carbon Footprint, also dem CO2 Ausstoß bei der Fleischproduktion, ist man schon unter dem Europäischen Standard. Mit dem ausgesprochen griffigen Qualitätssiegel "BORD BIA Beef and Lamb Quality Assurance Scheme" wird die gesamte Produktion kontrolliert und zertifiziert. 33.000 Rinder-Farmer machen da bereits mit. Aber mit 15.000 Tonnen exportierten Rindfleisch nach Deutschland ist Irland ein kleiner Fisch. Denn rund 300.000 Tonnen Rindfleisch importieren wir insgesamt pro Jahr aus der EU. Tendenz: Stark rückläufig. Sämtliche Rindfleischimporte auf unsere Teller schrumpfen zweistellig. Trotzdem sehen sich die Iren auf einem guten Weg. 


Hochwertiges Rindfleisch ist 'in'

Da muss natürlich munter PR gemacht werden, um voran zu kommen, bzw. um nicht in den Negativtrend zu kommen. Shane McMahon sagt, wir haben einen echten Beefboom in Deutschland. Und wer beste Qualität will, landet schnell bei Irischem Rindfleisch, zeigt er sich überzeugt. Da das Produkt "Irish Beef" in Deutschland ein kleines Bekanntheitsproblem hat, kommt es in sämtliche Handelsketten. Leider sind auch Aldi, REWE und Netto dabei. Was aus meiner Sicht nicht für Qualität spricht und auf Dauer auch für den guten Ruf von Irish Beef problematisch werden könnte. Denn die Produktionsbedingungen für das Premiumbeef sind identisch mit dem Discounterprodukt. Unterscheiden lassen sich die Fleischteile nur durch die längere Reifung und den Schnitt (im Discount gibt es nicht alle Teile) und die Größe der Fleischstücke. Aber ob das zur Differenzierung reicht? Und ob der Verkauf im Discounter wirklich 'nachhaltig' ist? Spitzengastronomen wie Shane McMahon sind da als Qualitäts-Botschafter wahrscheinlich besser geeignet. 


Irish Beef: Geschmacklich hervorragend

Denn geschmacklich ist am irischen Rindfleisch überhaupt nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Die in Shane's Küche getesteten Varianten - Tatar, Carpaccio, Steak, Entrecôte, Côte du Boeuf - waren von der Konsistenz, vom Geschmack und der Textur her ausgezeichnet. Wie immer war das kurz gegrillte Filet eigentlich am Langweiligsten. Schmelzend zart auf der Zunge, aber wenig ausdrucksvoll. Ganz anders das leicht durchwachsene Côte de Boeuf, mit einer zarten Fettauflage am Rand, war es herzhaft, intensiv nussig im Geschmack, das Fett schmelzend zart. Mit Biss, aber wie sagt Shane McMahon: "Rindfleisch muss man kauen!" Und während ich so kauend dastehe, kommt mir dann der Gedanke, wo das 'Beef' an dieser Geschichte ist. Ein hervorragendes Produkt - irisches Rindfleisch - das im Moment aber etwas unter Wert verkauft wird. Vielleicht ist das ja die wirkliche Geschichte. Aber daran lässt sich ja etwas ändern, liebes Bord Bia ...

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