EIGENTOR DER WOCHE: HELDENPLATZ HAMBURG


Dass man als BloggerIn nicht überall wohlgelitten ist, nun damit kann ich leben. Und ich kann es an sich auch nachvollziehen. Die wild schreibenden Scharen, die sich über die kostenlose Zusendung einer Tüte Kartoffelchips in nachgerade epischer Breite mitteilen müssen, können einem wirklich gepflegt auf den Senkel gehen. Wenn man ihrer denn gewahr wird. Aber als Restaurant diesen Widerwillen plakativ und mit Nachdruck zu kommunizieren, zeugt entweder von großem Selbstvertrauen oder grenzenloser Ignoranz. Denn auch dieser kleiner Blogpost belegt ganz klar: Leute - ihr könnt Berichterstattung nicht verhindern !



Irgendeine fiese, kleine, journalistische Laus muss Markus Hampp, André Jean-Marie Nini und Julia Stevens, dem Team des Hamburger Restaurants "Heldenplatz" über die Leber gelaufen sein. Anders lässt sich ihr Handeln nicht erklären. Gut, zugegeben, es kann durchaus störend wirken, wenn im Restaurant an jedem zweiten Tisch sämtliche Teller abfotografiert und ins Netz gestellt werden. Aber da gibt es doch durchaus die Möglichkeit, mit der knipsenden Person in mündlichen Kontakt zu treten und sie - möglichst freundlich - darauf hinzuweisen, er oder sie möge selbiges bitte unterlassen. Ist doch ganz einfach. Aber mit so einer ultimativen und plakativen Vorab-Ohrfeige, fordere ich den Widerspruch doch geradezu heraus. Denn mal ganz im Ernst - wie soll man als Journalist seinen Beruf denn einfach abschalten? Wenn ich zum Essen gehe und mir fällt etwas positiv oder negativ auf, werde ich einen Teufel tun und mich einer willkürlichen Zensur unterwerfen. Ich schreibe worüber ich will. Punkt. Oder muss von mir vor jedem Restaurantbesuch jetzt der Berufsstand "Journalist" offengelegt werden? Und gilt das Berufsoffenlegungsgebot auch für Frittenbuden? Und was ist mit so fiesen Kollegen, die nix sagen und trotzdem schreiben? Werden die dann nachträglich abgemahnt? Und was ist mit stark parfümierten Damen? Die stören auch beim Essen. Oder Kinder. Oder sabbernde Oldies. Wo will man eigentlichen anfangen - und wo aufhören - mit der Neigung, den nach persönlicher Vorstellung perfekten Gast - per Vorabausschlussverfahren willkommen oder unwillkommen zu heissen? Und was ist eigentlich 'Casual' am 'Dining' wenn ich mich nicht casual, also locker, im Restaurant verhalten darf?

Wie ich es auch drehe und wende, betrachte und überdenke - so richtig durchdacht und clever scheint mir das alles nicht zu sein, was die jungen Leute vom Heldenplatz da machen. Denn sie widersprechen sich im Grunde auch noch selber. Auf der Homepage des Restaurants gibt es eine Rubrik "Meinungen". Da werden TripAdvisor und Facebook Einträge zitiert - ohne Namensnennung - und die bemerkenswerten Leistungen des Restaurants gepriesen. Na hoffentlich sind da keine Foodblogger drunter, oder gar Restaurantkritiker, die da ihre Loblieder auf Speisen, Service und Getränke singen. Denn das würden sie ja quasi unerlaubter Weise tun. Genauso unerlaubt, wie sie zitiert werden.

Aber vielleicht ist es ja auch alles ganz anders. Und die drei sind die ausgebufftesten Mediaprofis überhaupt. Denn mehr öffentliche Erregung als mit der "Blogger-raus" Attitüde ist wohl ohne Geldeinsatz nicht zu bekommen ... und wie heisst es so schön: Any Promotion is good Promotion. Worunter, wie gesagt, ja auch dieser Beitrag fällt.

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